Samstag, 8. August 2009

Vielleicht ein bisschen zu viel…

… auf einmal könnte das jetzt werden, aber es ist sehr viel passiert in den letzten 48 Stunden… Man nehme sich also entweder Zeit oder lese in Abständen – ich werd es so einrichten, dass ich die einzelnen Erlebnisse möglichst in getrennten Abschnitten aufschreibe :)

Freitagabend
Sean hat mich gegen neun Uhr abends hier daheim abgeholt. Mein erster Eindruck war, dass er ein Beachboy, aber durchaus okay ist. Dann bin ich ins Auto gestiegen (es hat total gut gerochen – irgendetwas frisches und würziges aber in einer sehr, sehr leichten Note) und er ist in einem Affenzahn vom Hof gefegt und hat dann sein Tempo immer mehr erhöht, bis wir irgendwann mit 130 die Landstraße (wo, wie auch in Deutschland nur 100 erlaubt sind) entlang sind. Am Anfang hab ich richtig Panik bekommen, habe aber schnell gemerkt, dass er sehr sicher fährt. Hat vor jeder Kurve abgebremst (insgesamt immer noch weit über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit) und das Auto perfekt drum herum gefahren. Ich will nicht zu viel des Lobes verlieren, er ist definitiv zu schnell gefahren und sollte es ein nächstes Treffen geben, werde ich mit dem eigenen Auto fahren.
Wir sind erst zu einem Haus von einem Kumpel gefahren, ich dachte noch „Cool, eine Homeparty, is mir sowieso lieber“ aber denkste, sein Freund ist dann rausgekommen und sie haben sich eine ganze Weile unterhalten. Alles was ich verstanden habe ist „shit“ und „fuck“ und „fucking dies“ und „fucking das“– nicht sehr angenehm dort zu zuhören und das vor allem 20 Minuten lang… Dann plötzlich sind immer mehr aus dem Haus rausgekommen, haben sich zu uns ins Auto und in ein anderes Auto gesetzt, alle mit einem Bier in der Hand und Vorrat in einer Tasche, und dann ist Sean wieder in einem Affentempo vom Hof gejagt und durch die leeren Straßen der Innercity (dem eigentlichen Whangarei wie ich jetzt mitbekommen habe). Irgendwann sind wir dann in einem Pub gelandet und haben eine Partie Pool gespielt. Ab da hat mir den Abend dann Spaß gemacht – es war meine erste Partie Pool und ich hab mich gar nicht so schlecht angestellt. Hab zwar nur zwei Bälle versenkt und einer davon gehörte zum gegnerischen Team, aber ich hab viele Bälle gut vorbereiten können, die Sean dann eingelocht hat. Danach haben sie mich dann – dem Himmel sei Dank – wieder Heim gebracht. So konnte ich für den Abend insgesamt doch mehr positive als negative Eindrücke verbuchen. Wenn ich auch erst einmal genug habe von Sean, seinen Kumpels und der ganzen Sorte Menschen die genauso drauf sind wie sie …

Samstagvormittag
…war ich mit Angela in der Stadt, um ganz verschiedene Sachen einzukaufen (Haken für Jacken und Taschen, Regale für die Dusche, Geburtstagsgeschenke für Freunde von Josh (5) und schließlich noch die Lebensmittel für die nächste Woche). Durch die unterschiedlichen Dinge, die einzukaufen waren, hab ich ziemlich viel gesehen von der Stadt und kann mich nach noch ein, zwei solcher Ausflüge dann hoffentlich allein zu Recht finden, soooo groß ist Whangarei auch nicht. Gleich im Anschluss von diesem Einkauf hab ich mich mit Peter (16) getroffen, dem Austauschschüler aus Wiesbaden (dessen Nummer ich über den Mann bekommen habe, der hier den Hauswandschaden begutachtet hat). Das war total lustig, Peter ist ein sehr angenehmer Mensch und Gott sei Dank weitestgehend raus aus der Pubertät, sodass man sich wirklich gut mit ihm unterhalten kann. Wir wollten zunächst in einem Café was trinken gehen, sind dann aber in einem Restaurant gelandet – was ihm zu teuer war (hätte ich auch nur Taschengeld zur Verfügung gehabt, dann hätte ich diese Meinung geteilt!). Da sind wir dann doch lieber in ein Lebensmittelgeschäft, haben uns Apfeltaschen und Saft gekauft und uns dann auf eine Bank am Pier gesetzt. Die Möwen haben uns die ganze Zeit beäugt und wohl auch auf ein Stück Lunch gehofft :) Um sechs hatte er ein Treffen seiner High School (nur Jungen) mit der Mädchen High School. Wir haben uns also verabschiedet und ein erneutes Treffen in unbestimmter Zeit ausgemacht.


Samstagabend
Nun hatte ich ja kein Auto (weil ich ja nach dem Einkauf mit Angela direkt zum Treffen mit Peter gegangen bin) und sollte die restliche Zeit, bis Angela und Darrell mich wieder abholen, bei Darrells Mum Rozine verbringen, sie wohnt am Rand vom Stadtkern – sehr praktisch für kommende Abende in der Stadt :)
Ich hab nur leider das Haus nicht gefunden. Angela hat mir noch eine Karte bei der Touristeninformation erstanden, aber die war schlecht und kaum lesbar. In einer ansonsten verlassenen Straße hab ich dann zwei Mütter angesprochen, die da gerade wohl sowas wie einen Kaffeklatsch abgehalten haben. Und ich muss wirklich einen sehr, sehr gewissenhaften Schutzengel haben: Die Frauen haben mir nicht nur gesagt, dass mich anstelle des erwarteten 10 Minuten Weges ein halbstündiger Fußmarsch erwartet hätte, die eine hat mir auch angeboten, mich gleich hinzubringen und *bing* da war mein nächster Strohhalm! Hätte sie nicht zwei kleine Mädchen im Auto sitzen gehabt, wäre ich wohl nicht eingestiegen, aber so… So bin ich dann also zu Rozines Haus gekommen, ein hübsches, altes, holzverkleidetes Haus an einem Hang, mit einem wundervollen Blick über die Stadt (hab leider kein Foto gemacht, war wohl zu glücklich, heil da angekommen zu sein, dass ich ein wenig abgelenkt war… werd ich aber beizeiten nachholen!).
Durch die Hintertür bin ich dann reingekommen und tatsächlich, im Wohnzimmer saßen meine drei Schützlinge und haben eine DVD geguckt. In der Küche stand geschäftig eine kleine, stämmige Frau, die vom vielen Lachen lauter Falten im Gesicht hat (und wahrscheinlich auch, weil sie nicht mehr die Jüngste ist…). Ich hab sie von Anfang an gemocht und sie ist durchaus ein guter Ersatz für meinen Großmutterverlust im nächsten Jahr. Ich hab mich zu ihr in die Küche gesetzt und ein wenig beim Abendbrot machen geholfen, als der erste zur Tür hereinkam. Ein Araber, ein bisschen zu klein um eine stattliche Figur zu haben, aber durchaus sympathisch – Ahmed. Soviel wie ich verstanden habe, macht er gerade irgendeinen Kurs in Politik, beendet ihn die nächsten Wochen und sucht dann nach einem Job, wo auch immer einer sein könnte. Ahmed hat sich gleich zu mir gesetzt und sich mit mir unterhalten – spricht ein seltsames Englisch, ist aber sehr lustig.

Dann kam der nächste zur Tür herein: ein Asiate – Wing Zang Wow oder so, ich hab nicht die geringste Ahnung. Er ist auch gleich wieder verschwunden, musste zur Arbeit. Wie genau die aussieht, hab ich leider auch nicht verstanden. Machte aber nichts, weil der nächste Typ zur Tür herein kam: Mohammad, ebenfalls Araber (der Cousin von Ahmed) und auch gerade dabei irgendwas zu machen, nur kein Austauschschüler zu sein … Tja und ehe ich mich versah, kam dann der vierte (und letzte) Typ in die Küche: Henry, ein Chinese, 17 (nächsten Monat 18) und angehender Koch. Lernt hier irgendwie neuseeländische Küche oder keine Ahnung, irgendwas halt, ist aber auch kein Austauschschüler… Alle leben bei Rozine (bis auf Mohammad, der lebt irgendwo in der Nähe bei einer Gastfamilie) und lernen genauso Englisch wie ich. Tja und was soll ich sagen, es war der schönste Abend, den ich bisher hier verbracht habe. Die Jungs sind wirklich eine sehr angenehme Gesellschaft und ich hab mich sehr wohl gefühlt. Und das Beste ist, dass ich nun endlich welche kenne, mit denn ich auch abends mal weggehen kann. Das ist hier nämlich sehr gefährlich, allein und vor allem als Frau abends allein durch die Straßen zu geistern. Hier gibt es wohl ein paar Maorigangs, die sehr aggressiv sein sollen … Wir sind auch schon für nächste Woche Freitag verabredet, da werden wir in den Club der Clubs gehen mit dem sehr reizvollen Namen „Danger Danger“ – ich sag dazu jetzt nichts weiter, ich werd einfach abwarten :)
Gegen halb zehn sind Angela und Darrell gekommen, sie waren wohl essen oder so, um mich ab zu holen, sind dann aber auch noch auf einen Drink geblieben (ich wurde gefragt, ob ich nicht fahren könnte, dann könnten beide etwas trinken, was ich natürlich bejaht habe).
Alles in allem ein wunderbarer Tag und ich hoffe, dass Dank der neuen Bekanntschaften dem noch viele folgen werden…

Viele, liebe Grüße,
Julia

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