Sonntag, 14. Februar 2010

Zwischenbericht

Vielleicht klang es in den letzten Blogeinträgen ein wenig so, als würde ich hier von einen Ferien in die nächsten rutschen, nebenbei die eine oder andere Party feiern und zusätzlich noch das Land erkunden. Ganz so ist es allerdings nicht =) Um mein Leben hier mal wieder ins rechte Licht zu rücken, erzähl ich mal ein bisschen von meinem Alltag:

Vor zwei Wochen habe ich angefangen für die Donkers zu „arbeiten“, was einfach nur bedeutet, dass ich jetzt wieder bezahlt werde. Viel geändert hat sich allerdings nicht, außer dass ich mich jetzt pflichtbewusster um meine Aufgaben kümmere und neben dem Haushalt auch noch auf Ella aufpasse. Um halb eins hole ich sie vom Kindergarten ab und beschäftige mich dann mit ihr. Um drei kommt Tyler und um vier Josh nach Hause, bei ihnen muss ich nur hinterher sein, dass sie ihre Hausaufgaben machen.. „Arbeiten“ tue ich auch nur drei Tage die Woche – Dienstag, Mittwoch und Donnerstag sind die Tage, an denen Kim auch arbeitet und deswegen jemanden braucht, der Ella abholt. An den anderen Tagen hab ich sozusagen frei, helf deswegen aber nicht weniger, ich hol eben nur Ella nicht ab… An meinen drei Arbeitstagen koch ich auch jedes Mal Abendbrot, was sich als eine ganz schöne Aufgabe herausgestellt hat.. Das war mir früher gar nicht so bewusst gewesen, dass die Essenszubereitung A) nicht nur anstrengend ist, sondern B) auch noch Einfallsreichtum und Fantasie verlangt. Kim gibt nur zu gerne die Entscheidung ab, was es denn geben soll und dann muss ich selbst meinen Weg durch Tiefkühltruhe und Kühlschrank graben und eine Mahlzeit zusammenstellen. Bisher war ich immer recht erfolgreich, aber es waren ja auch erst sechs Mahlzeiten…

Mit den Kindern komm seit dem Campingurlaub super zurecht. Vor allem Ella und Tyler sind mir sehr nahe, sie kommen viel von sich aus und wollen mit mir spielen, kuscheln oder was auch immer. Mit Josh hatte ich große Starschwierigkeiten, weil er nicht gerade unfreundlich zu mir war, mich aber größtenteils ignoriert und mir nur einsilbig geantwortet hat. Ich glaube er nahm es mir sehr krumm, dass ich jetzt in Codis altem Zimmer wohne. Codi ist ja gerade mal einen Monat bevor ich herkam ausgezogen und die beiden stehen sich sehr nahe. Während ich für die anderen beiden so etwas wie eine große Schwester bin, versuch ich zu ihm jetzt eine Freundschaft aufzubauen und ich glaube es funktioniert. Er erzählt mir inzwischen von sich aus, was in der Schule passiert ist und er hat mir neulich ganz ausführlich die einzelnen Figuren erklärt, die es beim Sprungbrett- Springen im Hallenbad so gibt… Und als ich gestern von meinem Wochenendtrip zurück kam, war er total scharf darauf mir zu zeigen welche „tricks“ er jetzt mit seinem Roller machen kann.





Tja ansonsten bin ich jeden Tag fleißig am Englisch lernen, was an sich schon anstrengend genug ist. Leider bringe ich einfach nicht die Kraft auf, mich hinzusetzten und wie in der Schulzeit Vokabeln zu lernen. Aber ich lese fast jeden Abend englische Bücher, nachdem ich zusammen mit Kim und Robert den Abend vor dem (englischsprachigen) Fernseher hab ausklingen lassen. Hinzu kommen die zahllosen Konversationen, die es ja jetzt seit dem Familienwechsel Gott sei Dank wirklich haufenweise gibt. Nach wie vor bin ich aber ziemlich nervös, wenn ich ans Telefon gehe. Obwohl ich es mir selbst nicht erklären kann und es eigentlich ja gerade andersherum sein sollte, aber ein Gespräch am Telefon zu führen fällt mir sehr viel schwerer als der Person gegenüber zu stehen. Da wollen mir so oft einfach nicht die richtigen Vokabeln einfallen und ich stottere herum; Kim lacht sich jedes mal halb kaputt… =)

Ich hab auch angefangen, die Reise zu planen wenn meine Mutti und Omi mich in sechs Wochen besuchen kommen. Das hat sich ebenfalls als ein Kraftakt heraus gestellt, weil wir das ganze Land in drei Wochen hineinquetschen müssen. Beim Informationscenter hab ich mir 400 Flyer für die verschiedensten Orte geholt plus fünf Karten der einzelnen Teile des Landes, die ich mir auf den Innenseiten meiner Schranktüren zu zwei großen Karten zusammengeschnitten und –geklebt habe.


Nordinsel:




Südinsel:



... und die Flyer:



Dieses Wochenende habe ich wieder bei Uschi und Werner verbracht, Uschi ist die Lehrerin aus der anderen Schule. Die beiden haben mir während der … naja… nicht so tollen Zeit sehr geholfen und sind mir sehr wichtig geworden. Ich hab die Zeit dort sehr genossen, ganz besonders weil sie so wunderschön wohnen.


Ihr Grundstück endet direkt am Meer und da bin ich natürlich ein paar Mal mich abkühlen gewesen. Bei ihnen ist es sogar noch wärmer als hier in Whangarei (Ja ich weiß, ich sollte lieber mal ganz still sein, zu viel Wärme gibt es nicht, wenn man im Schnee friert…).


Sie backen auch ihr eigenes Brot und das schmeckt so wunderbar deutsch, dass ich das morgens, mittags und abends gegessen habe =) Ansonsten hab ich die Zeit mit lesen, malen und quatschen verbracht.



Es war ein sehr entspanntes und erholsames Wochenende, das ich bitter nötig hatte, weil es ein bisschen was mit Kunst zu tun hat, auf Ella aufzupassen…

So und eigentlich gibt es nicht viel mehr zu berichten… Mein Leben dreht sich gerade um genannte Dinge und damit bin ich auch schon absolut ausgelastet =)

Ich schick euch ganz viel Sonne und liebe Grüße,

Julia

Samstag, 6. Februar 2010

Hens night

Wie im letzten Post ja schon berichtet bin ich (übrigens nicht März sondern April) auf die Hochzeit von Roberts Bruder eingeladen. Dessen Verlobte, Skye, ist super lieb und genauso alt wie ich. Obwohl die Hochzeit erst im April ist, hat sie ihren Junggesellinnenabschied bereits jetzt schon gefeiert, weil ihre beste Freundin Terry in zwei Wochen für ein Jahr nach Übersee fährt (Australien, Südamerika und Europa). Und weil zu so einer Hens night ja ganz viele Mädchen gehören, war ich auch eingeladen und kann nun aus eigener Erfahrung sagen: Jep, es läuft ganz genauso so ab, wie es in den US- Filmen dargestellt wird =)

Morgens um elf sind Kim, die zukünftige Braut und ich zum Motel von Steph gefahren. Stephanie, davon hatte ich schon mal irgendwann erzählt, ist Kims beste Freundin, ihre Ehemänner sind Cousins, die ganze Familie hat vier Töchter, die jüngsten drei alle im selber Alter wie meine drei hier und sie wohnen alle ein bisschen weiter unten auf dem Hügel.

In diesem Motel hatte Skye ein Zimmer für eine Nacht gemietet, damit wir tagsüber irgendwohin konnten und sie würde zusammen mit Terry, die dort bereits auf uns gewartet hat, dort die Nacht verbringen. Als wir fünf alle versammelt waren, haben wir uns ins Auto gesetzt und uns für den Tag eingedeckt.





Wieder zurück im Hotel haben wir das erste Mal angestoßen, haufenweise mehr oder weniger gelungene Bilder geschossen und über Zeugs geredet, über das man wohl nur an besonderen Tagen wie diesem und nur unter Einfluss von zu viel warmem Wetter und Alkohol spricht…

Ach so und Steph, die den ganzen Abend organisiert hat, hat uns die Liste gezeigt. Die Liste, die Skye den Tag über abzuarbeiten hatte.




Zum Mittag haben wir Sushi gegessen, hat übrigens auch in Neuseeland wirklich klasse geschmeckt. Der Reis hat unseren Pegel ein wenig sinken lassen, was uns nicht daran gehindert hat unser Gespräch weiter zu führen…











Mit dem Ziel um sieben im Lokal zu sein, in dem wir und die restlichen zwanzig (!!) Frauen zum Abendbrot verabredet waren, haben wir bereits um vier Uhr angefangen uns hübsch zu machen. Das war mit der lustigste Teil des Tages. Ich glaube ich bin mit der neuseeländischen Art auszugehen noch nicht so vertraut, denn die anderen vier hatten jeweils mindestens zwei Outfits dabei, die dann unter kritischem Blick der anderen ausgewertet und aussortiert wurden. Und auch die bereits erwähnten Glätteisen (natürlich vier an der Zahl) wurden in Position gerückt und aufgeheizt. Nachdem wir Lippenstifte getauscht und uns gegenseitig geschminkt hatten (Ja, ICH durfte/ sollte Kim und Steph „smoky eyes“ zaubern^^), wurde es nach drei Stunden Vorbereitung Zeit zum Restaurant zu fahren.

Wir kamen natürlich viel zu spät, aber das machte nichts, weil wir ja die Braut dabei hatten – ihr wurde an dem Abend alles verziehen =)

Das Restaurant war echt toll: Thailändisch und für einen Aufpreis von drei Dollar (1,50€) durfte man seinen eigenen Wein zum Essen trinken. Da eine Flasche vom Restaurant um die zwanzig Dollar gekostet hätte und wir so mit unserem elf Dollar dreißig Wein immer noch günstiger kamen, wurde dieses Angebot ergiebig ausgeschöpft.





Das Essen war absolut fantastisch und so viel, dass der Wein anfangs nicht die geringste Wirkung auf uns hatte, aber auch das ging vorbei… Am Nebentisch saß übrigens eine weitere Zukünftige, die mit ihrem Gefolge das Ende ihres Ledigseins feierte. In dieser Nacht begegneten wir dieser Gruppe in fast jedem Club und man hat sich jedes Mal herzlich zugeprostet. Aber wir und die waren nicht die einzigen Truppen, die eine baldige Hochzeit feierten: Wir begegneten noch zwei anderen, die einen Schleier trugen und es gab sogar einen Junggesellenabschied – ein Haufen Männer, die mit falschen Brüsten und Stringtangas über ihren Jeans durch die Straßen gezogen sind.

Als wir fertig gegessen hatten und die, die nicht mit uns Tanzen kommen würden alle gegangen sind, haben wir Skye noch ein wenig weiter dekoriert...




... und auch uns noch ein wenig beklebt…


… und das Lokal schließlich verlassen. Gleich gegenüber des Restaurants befand sich der erste Club, in den wir gehen wollten, aber wir sind einfach nicht voran gekommen. Nach einer halben Ewigkeit hab ich dann mitbekommen, dass Skye sich mit einem Typen, der auf einer Parkbank saß, übers Stricken unterhielt. Zwei Minuten lang. Danach durfte sie das erste Häkchen auf ihrer Liste setzten. Und dann endlich sind wir Tanzen gegangen. Viel mehr ist auch nicht mehr hinzuzufügen, außer dass Skye erfolgreich jede einzelne Aufgabe auf ihrer Liste erfolgreich bewältigt hat (Dazu ist noch hinzuzufügen, dass diese Liste während des Abendbrots noch erweitert wurde. Hinterher standen noch so Dinge drauf wie „Aus der Toilette kommen und eine Schlange Klopapier aus der Hose hängen haben“, „Sich in der Mitte der Tanzfläche wie T- Rex verhalten“ und „Einen Typen an ihren Ohrringen …“ Mh, ja, also es wurden noch einige Dinge hinzugefügt!
Und einmal drin im ersten Club haben wir nur noch getanzt, getanzt und getanzt. Und zwischendurch hat Skye mit mal dem und mal dem als Augenzeugen ihre Aufgaben abgehakt.





Um zwei Uhr morgens war die Stimmung noch lange nicht gesunken, aber ich konnte mit meinen Füßen nichts mehr anfangen. Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich es ausgehalten habe, vor dem Club (Danger Danger übrigens) zusammen mit Kim auf Robert zu warten, der uns abholen kommen wollte. Er ist extra aufgestanden und hat uns in der Menge aus grölenden Pöblern und wachsamen Polizisten aufgegabelt.

Der nächste Morgen sah ein wenig grau aus und schlechtes Wetter haben wir auch wieder..

Liebe Grüße und nicht mehr ganz so viele Sonnenstrahlen,

Julia