Mittwoch, 23. Dezember 2009

Aufbruch

Morgen ganz early werden wir in den Sommerurlaub fahren: Zwei Wochen Strand. Weihnachten und Silvester. Das wird sowas von seltsam schräg werden, dass meine Haut jetzt schon ganz kribbelig ist =)

Kim und Robert sind total gestresst, alles fertig zu bekommen. Naja also eigentlich ist nur Kim deswegen gestresst – ich glaube Robert schauspielert nur ein bisschen, um Kim auf die Palme zu bringen…

Die Kinder wuseln überall herum und ziehen aus allen gepackten Kisten allerhand interessante Dinge, die ich dann wieder einsammeln gehe. Robert bepackt den Trailer und Kim rennt durch ganze Haus mit verwuschelten Haaren und einem total entsetzten Gesichtsausdruck… Tja, so sieht die Jobverteilung hier aus =) Ich werd mir so eins ins Fäustchen lachen, wenn es morgen in Strömen regnet, dann bleiben wir nämlich Zuhause und verbringen Weihnachten daheim… Naja, aber es steht natürlich außer Frage, dass es regnen wird, an meinem ersten Strand-Weihnachten, richtig? …

Die letzten drei Tage hat Codi hier geschlafen, ich hab ich jetzt also richtig kennenlernen können. Er is total lieb und hat mir (dieses Mal wirklich mir) versprochen, mir das Surfen beizubringen – ojaahhh ich werd den Weihnachtsmorgen auf dem Brett verbringen!!

Ich wünsche euch allen ganz tolle, wunderschöne und besinnliche Weihnachten und einen kantenlosen und guten Rutsch ins neue Jahr!

MERRY CHRISMAS and MERRY HANUKKAH and a very HAPPY NEW YEAR to California! Love from NZ to all of you! =)

Et JOYEUX NOÉL et BONNE ANNÉE! nach Göbrichen, Karutzhöhe und obwohl sie es wohl nicht lesen werden auch ins Elsass =)

Ich denke an euch und es wird mir sehr schwer fallen, Weihnachten nicht Zuhause zu sein…

Eure Julia

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Immer noch kein Alltag

Hier wird’s definitiv nicht langweilig! Kim sagt zwar immer, ich soll mich ja nicht daran gewöhnen, dass hier so viel los ist. Das würde nach Weihnachten nämlich rapide bis zum Nullpunkt abnehmen. Sie meint, sie wären eine ganz langweilige Familie mit DVD- Abenden zu Hause und ohne viel Ausgehen. Aber genau danach hab ich ja gesucht. Jemand, der immer da ist und ich allein entscheiden kann, ob ich abends ausgehe oder mich zu meiner Familie auf die Couch kuschel. Das konnte sie nicht so recht glauben, als ich ihr das gesagt habe. Ich wäre doch 19 und müsste Tag und Nacht nur auf die Piste wollen. Also ich weiß ja nicht, womit die 19 Jährigen hier gefüttert werden, aber ich bin heilfroh, wenn ich mal eine ruhige Minute für mich habe… =)

Hier mal ein paar kleine Einblicke, womit ich neben der Hausarbeit, den Kindern und dem ganzen In-einem-fremden-Land-mit-fremder-Sprache-Ding meine Zeit verbringe:

Meine Versuche, ein bisschen Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen:

Und weil das so gut war, bat Kimm mich, für die Kindergarten- Lehrer jeweils einen Weihnachtsbeutel zu machen. Und aus den paar für die Kindi- teacher wurden schnell eine kleine Million für den und den und den… =)


Wir haben Weihnachtsgeschenke für die Großeltern gebastelt. Erst die kleine Idee (das werden noch Magnete und Baumschmuck) …



und dann wurden wir größenwahnsinnig =)




Heute Abend sind wir zum Dinner bei Kims Taekwondo Gruppe. Dafür hab ich heute zwanzig Crepés mit Apfelfüllung gebacken. Und nebenbei den Haushalt geschmissen =)

Am Wochenende hab ich hier sturmfreie Bude, weil Donkers nach Auckland zu Kims Schwester. Ich konnte leider nicht mitkommen, weil das Haus der Schwester wohl so schon zu überladen ist. Aber das ist voll in Ordnung, ich hab ja den gigantischen Fernseher, geschätzte eine Million DVDs und eine Kammer voll mit Essen =)

Ganz viele liebe Grüße ins immer noch verschneite Deutschland (nach wie vor ein sehr seltsames Gefühl Weihnachten mit Sonne im Gesicht entgegenzublicken),

eure Julia

Sonntag, 13. Dezember 2009

Wochenbericht

Schon über eine Woche ist seit meinem Umzug vergangen und es fühlt sich an, als würde ich schon Jahre hier mit den Donkers leben. In den letzten Tagen habe ich mehr erlebt als in einem ganzen Monat bei den Mains. Aber von ganz vorn:

Montag und Dienstag waren in so fern spektakulär weil ich einen ersten Einblick in den Alltag der Familie bekommen habe. Also nicht abenteuerlich spektakulär sondern interessant und zukunftswichtig spektakulär =)

Am Mittwoch habe ich mich ein letztes Mal mit Franki getroffen. Am Donnerstag ist sie für wenigstens ein Jahr nach Österreich geflogen, ich werde sie also in Neuseeland nicht mehr sehen. Wir haben den Vormittag mit ihrer Schwester Alys und deren Sohn Thomas am Strand verbracht. Bei wunderschönstem Sonnenschein und tiefblauem Wasser 8-) Dann wurde es Zeit für den Abschied und schon war alles vorbei, Franki saß wieder im Auto und ich hab ihre winkende Hand gen Horizont verschwinden sehen. Einziger Trost ist, dass sie noch in Europa sein wird, wenn ich wieder zurück in Deutschland sein werde. Vielleicht plant sie ja einen Abstecher nach Berlin in ihr geschäftiges Leben mit ein…




Am Abend gab es das „End of the year chrismas concert“ in der Schule der Jungs. Das war total klasse gemacht, am Anfang wurde die national anthem gesungen und es folgten Gesangseinlagen aller Altersstufen und ein paar Tänze… Als Überraschung haben sich auch die Lehrer in schillernden Kostümen zu einem Zusammenschnitt der erfolgreichsten ABBA Songs bewegt. Den Abschluss bildete die Verabschiedung des Jahrgangs Sechs zu denen auch Josh (11) gehört. Sie gehen ab Mitte Februar (Anfang des nächsten Schuljahres) auf die Intermediate School.

Am Donnerstag sind wir zu „Chrismas in the park“ gegangen – ein riesen Spektakel das jedes Jahr zur Weihnachtszeit wiederholt wird. Es ist das größte Fest das hier im Northland und wird daher heiß begehrt. Und weil Whangarei die Hauptstadt des Northlands ist, hatten wir das Glück nicht ganz so weit fahren zu müssen, weil wir ja schon hier sind =)


Jedenfalls wird diese Show vom hiesigen Radiosender veranstaltet und wird vom District Council unterstützt, das bedeutet, dass die komplette Show kostenlos ist. Wir sind drei Stunden früher hingefahren, um noch einen Platz zu bekommen und waren tatsächlich früh genug da, sodass wir die ganze Zeit über sehr gut sehen konnten. Das ganze fand auf einer riesigen Wiese statt. Es war eine große Freiluftbühne aufgebaut und drum herum saßen die Zuschauer auf Decken und Campingstühlen und haben das tolle Wetter genossen.

Es war sehr seltsam für mich, all die Weihnachtslieder, die Weihnachtsmützen und das ganze „Weihnachtsgehabe“ im herrlichsten Sonnenschein und so sommerlichen Temperaturen (Ja, es ist inzwischen tatsächlich warm geworden) zu erleben… Es ist wirklich mal eine Erfahrung, Weihnachten mitten im Sommer zu feiern. Eine sehr unwirkliche, aber durchaus sehr interessante Erfahrung…


Am Freitag hatten Tylor (9) und Ella (4) ihren Schwimmunterricht und weil wir viel zu früh dagewesen sind, sind Kim und ich mit den beiden noch in den Spaßbadbereich und ein bisschen mit ihnen im Wasser herumgetobt. Das hat total Spaß gemacht und der Beziehung zwischen mir und den Kindern sehr gut getan. Und auf dem Rückweg hat Kim uns vieren noch ein Eis spendiert.

Auf dem Rückweg haben wir die Kinder Roberts Mum übergebene, sie sollten das Wochnende auf der Farm verbringen (und Josh (11) war die ganze Zeit bei einem Freund).

Gestern (Samstag) war ich mit Kim und Robert letzte Weihnachtseinkäufe erledigen und wir haben auch Tylors Geburtstagsgeschenk gekauft, er wird nächste Woche Samstag neun. Und er bekommt eine Schildkröte plus Zubehör von der ganzen Familie (also sämtliche Onkels und Tanten, Omas und Opas mit eingerechnet) geschenkt.

Am Abend sind Kim und Robert zu einem Dinner gegangen und damit ich nicht so allein bin ist Hayley vorbeigekommen. Hayley ist die älteste Tochter von Roberts Cousin und Kims bester Freundin. Die beiden wohnen in dem Haus, dass ein paar Meter weiter unten auf dem Donker- Hügel steht, sie leben sozusagen „nebenan“. Haley ist sechszehn aber doch schon sehr erwachsen für ihr Alter. Wir hatten einen sehr lustigen Abend zusammen und ich denke ich hab eine gute Freundin in ihr gefunden.

Heute (Sonntag) morgen waren wir drei die ersten Lebensmittel fürs Campen einkaufen. Das war auch total lustig, weil Robert und ich, jeder mit einem Einkaufswagen im Schlepptau, Kim, die eine ellenlange Liste in der Hand hielt, durch den ganzen Laden (der Real- Größe hatte) nachgejagt sind. Das lustige dabei war, dass Kim und Robert sich die ganze Zeit gezankt haben. Kim war viel zu aufgeregt, irgendetwas zu vergessen und Robert hat sich darüber die ganze Zeit köstlich amüsiert und entsprechende Kommentare abgegeben. Gott sei Dank konnte Kim auch über sich selbst lachen, sonst wärs unangenehm geworden… Aber so… Es war unglaublich witzig diesen unglaublich langatmigen Einkauf zu machen, sie haben wirklich das Beste draus gemacht =)

Vielleicht haben ja manche von euch ihren Kommentar gelesen, am Donnerstag vor einer Woche hat Conny mich angeschrieben. Sie ist auch Au- Pair in Whangarei, deutsch und noch ganz frisch hier. Sie durchlebt grad noch die Phase des Was-mach-ich-hier-bloß-ich-will-zurück. Wir haben uns heute getroffen und sind zusammen mit meiner Kiwifamilie zu einem Kindergeburtstag ins Schwimmbad gefahren. Ich glaube es hat ihr gut getan, mal ein neues Gesicht zu sehen, noch dazu eines das auch noch deutsch spricht.


Und so sieht der Sonnenuntergang in meinem neuen Zuhause aus:






So und weils nun wirklich schon sehr spät ist und ich um diese Zeit schon in meiner zweiten Schlafphase stecken sollte, hör ich an dieser Stelle auf und schaffs hoffentlich dieses Mal euch nicht so lange warten zu lassen… Na wir werden sehen, ich will nichts versprechen…

Ganz wunderbare Grüße und ganz viel Wärme und Sonnenschein ins eingeschneite (!!!) Deutschland,

Julia

Montag, 7. Dezember 2009

mein neues Zuhause

Da ja seit dem letzten Eintrag gerade mal 12 Stunden vergangen sind, hat sich hier auch nichts ergeben, über das man berichten könnte. Aber wie versprochen, bin ich mit der Kamera durchs Haus gerannt und hab dokumentiert (Das ist übrigens auch der springende Punkt: Die Fotos haben rein dokumentarischen Charakter, bitte verzeiht mir die furchtbaren Aufnahmen, aber ich hab A) nicht die Möglichkeiten hier und B) scheint draußen nun mal die Sonne und drinnen ist es eben so dunkel…).

Und nur um einen Eindruck zu verschaffen, das war lange noch nicht alles. Es gibt hier so viele Winkel und Türen, die alle hochzuladen würde das Internet hier wahrscheinlich zum kollabieren bringen =)


Die Eingangstür:


Die Eingangshalle (mit Wasserfall(-vorrichtung, im Moment fließt da kein Wasser):




Der „linke“ Flügel, mit dem kleinen Büro (das große befindet sich über der Garage), einer Gästetoilette und dem Zugang zur Garage, sowie einer Terassentür, die zum Spabad (!!!) führt:

Wohnzimmer, Esszimmer (indem aber nie gegessen wird^^) und Küche (Hinter dem Kühlschrank befindet sich die Speisekammer):





















Das Spielzimmer der „Kinder“ (Ich nehm an, dass hier schon so die ein oder andre Party von Kim und Robert geschmissen wurde, der Pooltable ist nicht gerade ein Kinderspielzeug…):





Der Flur mit Treppenaufgang:








Das Badezimmer der Kinder und von mir:





Tylers (9) Zimmer:


Joshuas (11) Zimmer:


Mein Zimmer:





Und mein fantastischer Kleiderschrank =)









Am Ende der Treppe ist Ellas (4) Zimmer. Das Perfekte Gemach einer kleinen Prinzessin

Daneben befindet sich das elterliche Schlafzimmer und ein angrenzendes Badezimmer.







Ein wirklich großes Haus und ich darf alles putzen =) Aber Kim lässt mir da Gott sei Dank alle Freiheiten. Sie ist schon recht penibel, meint aber die ganze Zeit „Ich sei ja erst 19“ – ich hab also eine gute Entschuldigung, sollte es mal nicht in jeder Ecke blitzen und blinken^^

Jetzt werd ich mich um die Wäsche kümmern und danach anfangen Dinner zu kochen, ihr seht, selbst in Neuseeland ist das Alltagsleben nicht sonderlich spektakulär. Wobei… Sommer im Dezember und eine Aussicht, wie sie sonst nur noch der Herr der Ringe hat, das macht sogar die Haushaltsarbeit erträglich :P

Ganz viele, liebe Grüße und eine extra Portion Sonnenschein,

eure Julia

Sonntag, 6. Dezember 2009

Und wieder einmal vielleicht ein bisschen zu viel auf einmal…


… aber was soll ich machen? Wer keine Zeit hat, dem reicht es vielleicht, wenn er weiß: Himmel, ich bin glücklich! Ich hab meine Traumfamilie gefunden und als ob das noch nicht genug wäre, mein neues Zuhause ist auch einfach nur der Wahnsinn. Morgen bin ich ein paar Stunden allein, da werd ich mir nochmal die Kamera schnappen und hier ein bisschen rum fotografieren. Für jetzt muss das reichen:



Es kam so, dass ich nun schon am Freitag eingezogen bin. Kim hat mir gegen sechs geschrieben, dass sie gerade in der Stadt sei und mich doch auf dem Rückweg abholen könne. Und weil die Mains, besonders die Kinder es mir gerade am Freitag nochmal so richtig leicht gemacht haben, zu gehen, hab ich gleich zugesagt (Mit dem Packen bin ich dem Himmel sei Dank schon fertig gewesen.). Eine weitere Bestätigung bekam ich dann nochmal, als ich Angela mitgeteilt habe, dass ich in einer halben Stunde gehen werde – für immer. Sie antwortete mit einem neutralen „okay“.

Dann ging alles sehr schnell, als Kim ankam, hab ich meine sieben Sachen geschnappt, Angela hat überraschend ihre Hilfe angeboten, mir beim Schleppen zu helfen, und wir haben alles im Auto verladen (war ja nun doch ein bisschen mehr als nur ein Koffer, Rucksack und Handtasche). Und dann hat Joshua angefangen zu weinen. Derselbe Joshua, der am Montag noch freudestrahlend verkündet hat, sich unglaublich aufs Wochenende zu freuen, weil ich dann weg und das neue Au- Pair da wäre. Weil er geweint hat, hat Angela auch angefangen zu weinen (Das weiß ich, weil sie mir später am Abend noch eine SMS geschrieben hat „Sie hätte die Angewohnheit zu weinen, wenn sie Kinder weinen sieht. Aber die Kinder wären wieder ok, ich soll mir keine Sorgen machen (…)). Ich hab eigentlich gar nichts gefühlt… Jess hat auch angefangen zu weinen und mir noch ein kleines Plüschschaf geschenkt (Joshua: „Das kannst du dann zurück geben, wenn du uns besuchen kommst!“) und dann saß ich auch schon im Auto und bin in mein neues Leben gefahren.

Es war von der ersten Minute an einfach nur Klasse. Kim, Ella (4) und Tylor (9) hatten sich DVDs ausgeliehen, weil man an einem Freitagabend gemütlich vor dem Fernseher sitzt und Filme anschaut. Dazu eine Tasse Tee und Snacks. Joshua (11) war bei einem Freund und Robert geschäftlich in Auckland. Das Schönste an diesem Abend war, dass Tylor von Anfang an auf mich zugekommen ist. Er wollte, dass ich beim Filmgucken neben ihm sitze und im Laufe des ersten Films ist er immer näher ran gerückt und irgendwann endeten wir Arm in Arm unter einer Decke. Er ist total verschmust, was mir wahrscheinlich helfen wird, die Abwesenheit meiner Familie zu verkraften. Auch Kim nimmt mich immer mal wieder in den Arm, es ist einfach total toll. Ich fühl mich sehr geborgen hier.

Am Samstag hatte Ella ihren Ballettunterricht, danach bin ich mit Kim Lebensmittel einkaufen gegangen (400 Dollar!) und dann wieder heim. Kim und ich haben dann versucht, das neue Trampolin der Kinder aufzubauen. Das war ein bisschen „tricky“, weil die Anleitung nicht ganz mit dem vorhandenen Material übereingestimmt hat. Das Gerüst stand sehr schnell, aber die Matte drum herum hat uns zum Verzweifeln gebracht. Letztendlich haben wirs irgendwie hinbekommen und es wurde am Abend gleich von den Kindern und Robert eingeweiht:




Ich hab angefangen auszupacken, was ein echter Kraftakt geworden ist, ich wusste gar nicht, dass ich soviel eingepackt hatte… Am Abend hab ich bei Alys (der Ballettlehrerin) babygesittet (Thomas (6) und Tobias (9), zwei ganz tolle Jungs) und dann da auch geschlafen, weil sie irgendwann mitten in der Nacht heim gekommen sind (Ich habs verschlafen). Irgendwann am Sonntagmittag haben mich Kim, Robert, Ella und Tylor abgeholt und wir sind zu Joshuas Freund gefahren, um auch den letzten einzuladen. Wieder daheim hab ich angefangen Dinner zu kochen (Kässpätzle!) und Kim und Robert haben den Weihnachtsbaum aufgebaut (Jep, der is nich echt) und geschmückt. Das sieht so richtig seltsam aus, der Weihnachtsbaum und drum herum ist Sommer.




Irgendwann zwischendurch ist Cody vorbeigekommen. Cody ist der älteste Sohn von Kim(19), ist vor einem Monat ausgezogen (ich wohn jetzt in seinem Zimmer) und lebt jetzt bei seinem Vater in der Stadt. Er ist ganz nett, aber ich hab nicht mehr Worte als „Hallo“ und „Tschüss“ mit ihm gewechselt – kann das also nicht einschätzen =)

Er wird auch mitkommen zum Weihnachtscampen. Die ganze Familie fährt über Weihnachten und Silvester an den Strand campen (wie so ziemlich jeder zweite Kiwi hier) und sie werden mich mitnehmen. Und Cody hat versprochen, mir dort das Surfen beizubringen!!!

Heute hab ich mich von Kim in die Stadt fahren lassen, um mich um einen Job zu kümmern. Es war leider sehr ernüchternd, aber damit hätte ich rechnen sollen, weil ich halt keinerlei Erfahrung im gastronomischen Bereich habe. Weil zur Zeit sehr viele Backpacker auf Jobsuche sind, haben all die Cafés und Bars eine große Auswahl und nehmen selbstverständlich lieber die, die Erfahrung mitbringen.

Aber Kim war total Klasse. Als sie mich wieder eingesammelt hat meinte sie, dass sie bei all ihren Freundinnen verbreitet hat, dass sie ein Au- pair daheim zu sitzen hat, dass nur zu gern babysitten würde. Und weil über die Weihnachtszeit jeder Haushalt super beschäftigt ist und zu einem Dinner nach dem anderen eingeladen ist, werd ich wahrscheinlich schon bald das erste Angebot bekommen, laut Kim. Drückt mir die Daumen, dass es klappt, ohne Geld würde ich zwar trotzdem überleben, aber Spaß machts dann nicht mehr =)

Morgen wird Kim den ersten Tag in der Woche arbeiten sein und ich werd meinen ersten Job zu tun bekommen (Wischen). Mal sehen wie ich mich schlage, das Haus ist nämlich riesig … Na wir werden sehen =)

Ganz viele und ganz wunderbare Grüße aus Neuseeland,

eure überglückliche und sehr erleichterte Julia :-)

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Good By, Roydon Dr!


So, meine Koffer sind gepackt, mein Häuschen gesäubert und die Nerven angespannt. Die letzten vier Tage war ich hin- und hergerissen zwischen Vorfreude und Angst, die richtige Entscheidung getroffen zu haben(also familientechnisch, natürlich war es die richtige Entscheidung die Drachenfamilie zu verlassen). Und ein ganz kleines Bisschen Wehmut war auch dabei. Immer mal wieder gab es Momente, wo ich doch tatsächlich gedacht habe „Ja, das wirst vielleicht vermissen…“, aber nur ein paar. Und heute waren die Kinder wirklich der Horror, alle drei, ohne Ausnahme – dem Himmel sei Dank! Sonst würde es mir wahrscheinlich doch noch schwer fallen, hier alles zurück zu lassen. Aber so… So konnte ich mich mit dem Gedanken trösten „Noch drei Tage… Noch zwei Tage… Noch einen Tag… In 24 Stunden wachst du in einem anderen Bett auf!“. Das hat geholfen =)

Seit einer Woche bin ich schon am Packen und vollkommen verzweifelt. Dieses Mal musste ich ja noch nicht aufs Gewicht achten und hab munter drauflos gestopft. Hat trotzdem nicht alles gepasst. Ich werde mit einem Koffer, meinem Rucksack und zwei Handtaschen umziehen. Wie das dann werden soll, wenn ich aufs Gewicht achten muss, weiß ich noch nicht… Omi, Mutti, wehe ihr bringt mehr als eine Hose und zwei T- Shirts mit >:-/ (Nein ach quatsch, wenn ihr mehr zum Anziehen braucht, dann schicken wir nach eurem Urlaub einfach nur die Koffer wieder zurück und lassen euch hier, was haltet ihr davon?)

Morgen (Samstag) gegen zehn Uhr morgens wird Angela mich im Town Basin absetzten und eine Dreiviertelstunde später wird Kim mich dort abholen. Ich hab diesen großen Zeitabstand organisiert, weil ich nicht möchte, dass sich die beiden Hostmums kennenlernen, jedenfalls nicht so, und mir fällt es dann hoffentlich leichter, mit dem Kapitel „Main“ abzuschließen. Ein sauberer Schnitt, keine Fransen, kein Ausleiern.

Als Gastgeschenk muss ein großer Blumenstrauß herhalten, Wein und Spielzeug aus Neuseeland können sie sich auch selbst holen und Blumen passen immer. Das Schade daran ist bloß, dass die Neuseeländer ihre Blumen immer mit dem Einwickelpapier in die Vase stellen. Das ist zwar immer den Farben des Straußes angepasst, aber der Grund, Blumen ins Haus zu holen, ist doch, dass man sich die Natur ins Haus holt. Wozu sie also hinter buntem Papier verstecken? Na mal sehen wie die neue Familie tickt… =)





So, jetzt werd ich noch zu Ende packen und dann die Kinder ein letztes Mal von der Schule abholen. Seis drum, es ist ein komisches Gefühl zu wissen, dass man weggeht und doch nicht weggeht… Ich hoffe das Schicksaal weiß, warum es mich in Whangarei gelassen hat. Vielleicht weil ich nicht weiß, wie man den Namen im Link ändert^^

Ich weiß noch nicht, wie meine Lage bezüglich Internet im neuen Heim aussieht, deswegen weiß ich nicht, wie schnell ich den ersten Bericht abliefern kann… Nur so als Vorwarnung ;-)

Viele, liebe Grüße,

Julia

Sonntag, 29. November 2009

180° Wendung

Am Samstag Abend war ich mit Franki und ihrer Schwester Alys zum Tanzen verabredet. Aber eben erst abends, deswegen hatte ich vormittags Zeit meine sieben Sachen zu packen. Und dem Himmel sei Dank, dass ich damit schon am Wochenende angefangen habe, das Unternehmen „Umziehen“ entpuppte sich nämlich als ein größeres Unterfangen als angenommen. Ich hab festgestellt, dass ich bereits Unmengen an Dingen gekauft habe, die es mir jetzt alles andere als erleichtern, die Mains mit nur einem Koffer, einem Rucksack und einer Handtasche zu verlassen. Ich werd wahrscheinlich noch fünf weitere Taschen brauchen und meine ganzen Habseligkeiten hier wegzutragen…

Als es Zeit wurde, hab ich mich auf den Weg zu den Schwestern gemacht. Ich bin ein bisschen früher hingefahren, damit wir uns zusammen fertig machen konnten. Und es war dann, als ob wir alle drei Teenager wären: Wir haben uns gegenseitig die Haare gemacht, die beiden haben sich die Schuhe von der jeweils anderen ausgeborgt (und ungefähr hundert Paar anprobiert), wir haben passenden Schmuck herausgesucht und Sekt getrunken.

Nach und nach kamen die Freunde, die mitkommen würden. Die Männer haben sich zu Alys´ Mann Brad ins Wohnzimmer gesellt, die Frauen sind zu uns ins Schlafzimmer gekommen. Es war eine lustige Runde, aber eben alle in einem Alter, in dem man verheiratet ist, Kinder, Haus und Hof hat. Gott sei Dank war wenigstens Franki mit dabei, die mir dann doch noch am ähnlichsten war – also jung, mit großen Zielen und noch ganz am Anfang =)

Als die Schwestern fertig geschminkt waren, haben wir alles zusammen das furchtbar leckere, mexikanische Dinner gegessen. Dabei bin ich mit einer der Freundinnen ins Gespräch gekommen. Kim hat mich alles Mögliche über meinen Aufenthalt hier ausgefragt. Sie wollte jedes Detail wissen; was meine Aufgaben wären, wie viel ich verdiene, wo ich wohne, ob ich ein Auto habe usw. Nach einer Weile habe ich sie gefragt, ob sie nicht wüsste, was ein Au- pair ist und davon hatte sie tatsächlich noch nie etwas gehört. Ich hab auch davon gesprochen, dass ich jetzt noch eine Woche lang bei meiner Familie bleiben werde und danach praktisch „arbeitslos“ bin, dass meine Agentur zwar gerade nach einer neuen Familie sucht, aber bisher recht erfolglos (Tatsächlich hab ich immer noch nicht ein Profil, außer die fünf Zeilen dieser Liza, gesehen…).

Und dann meinte Kim, dass sie da jetzt so einen Gedanken hätte. Sie hat Augen und Lippen ein wenig zusammengekniffen und zu ihrem Mann rüber geschaut. Dann hat sie wieder mich angesehen und dann ist sie endlich damit heraus gerückt: Sie würden zur Zeit jemanden beschäftigen, der ihre kleine Tochter nachmittags aus dem Kindergarten abholt und solange beschäftigt, bis sie, Kim, kommt und ihre Tochter abholt. Dafür würde dieser jemand hundertzwanzig Dollar pro Woche bekommen. Wenn sie jetzt achtzig Dollar mehr bezahlen würde, dann hätte sie immer jemanden, der da wäre, und zusätzlich eine Hilfe im Haushalt wäre. Ob ich nicht ihr neues Au- pair werden wolle.

Dass ich ganz schön überrumpelt war, brauch ich ja nicht zu sagen. Ich bin sogar recht vorsichtig geworden, hab erstmal nur gelächelt und mich bedankt.

Dieses Mal will ich alles richtig machen, auf mein Bauchgefühl hören, wenn ich mich für eine neue Familie entscheide. Dieses Mal soll es die richtige Familie sein, jemand, der auch wirklich mich und nicht nur meine Arbeitskraft haben möchte. Und Kim und Robert kannte ich genau seit zwei Stunden, sie waren mir sehr sympathisch und ich konnte ehrlich sagen, dass ich sie mochte. Aber das muss ja nicht viel bedeuten. Handynummern haben wir trotzdem ausgetauscht und es dabei erstmal beruhen lassen. Dann sind wir alle zusammen losgezogen, Tanzen, Trinken, Tanzen, Trinken. Alles in allem war es ein netter Abend, aber nicht unbedingt wiederholungswürdig. Es ist eben doch nicht so ganz meine Altersgruppe :-)

Um drei sind wir nach Hause gekommen, ich hab bei Franki im Zimmer geschlafen und am nächsten morgen haben mich die Vögel vor dem Fenster geweckt. Da Brad uns die beiden Söhne fischen gegangen waren, waren Franki, Alys und ich allein. Wir haben vor dem Fernseher gefrühstückt und uns über die Dummheit der Leute amüsiert, in einer Show, die vergleichbar mit „Das Model und der Freak“ ist. Und dann hab ich eine SMS Kim bekommen, ob ich nicht Lust hätte am Nachmittag zu ihnen nach Hause zu kommen, um die Kinder und das Haus kennenzulernen. Klar hatte ich Lust. Aber dann kam alles ganz anders: Weil sie noch immer ihr Auto vom gestrigen Abend bei Alys stehen hatten, kamen sie eine Stunde später, um es abzuholen. Und als sie sahen, dass ich noch immer bei Alys daheim war, haben sie mich gefragt, ob ich nicht mit ihnen mitkommen wolle, um die Kinder von der Farm seiner Eltern abzuholen. Eigentlich wollte ich nicht, ich war müde und erschöpft und deprimiert wegen meiner ganzen Situation, hab mich aber aufgerafft und „Ja“ gesagt. Eine Dreiviertelstunde zusammen in einem Auto würde mir ausreichend Gelegenheit geben, die beiden kennen zu lernen. Wir sind auch gleich losgefahren, zuerst zu ihnen nach Hause, weil sie ja mit zwei Autos unterwegs waren.

Als wir auf der Straße waren, was die hier alle als „Highway“ bezeichnen, zeigte Kim auf einen entfernten Hügel, auf dessen Spitze ein riesiges Haus stand. „That´s ours!“ Naja und viel mehr brauch ich auch nicht mehr hinzufügen. “Groß” beschreibt das Haus perfekt. Es ist sehr modern eingerichtet, für meinen Geschmack ein wenig zu viel Chrom und dunkle Farben, aber es hält sich in Grenzen. Und es war sehr sauber, großer Pluspunkt, auch nach vier Monaten habe ich mich nicht an die ganze Schmuddeligkeit hier gewöhnt.

Nachdem ich herumgeführt wurde und ausreichend Gummistiefel eingepackt waren, haben wir uns auf den Weg zu Roberts Eltern gemacht. Eine Dreiviertelstunde soll das gewesen sein, aber so kam es mir gar nicht vor. Auf dem Weg dahin haben wir natürlich total viel geredet: wer ich bin, was ich mache, wie es bisher lief, was ich noch vor hab usw. Und mir haben sie erzählt, was sie so für Vorstellungen haben, was sie bräuchten, warum, weshalb, wieso. Über sich und ihre Kinder natürlich auch. Sie haben vier Kinder: der Älteste ist 19 (!), wohnt aber nicht mehr daheim sondern in der Stadt und arbeitet, dann noch einen elfjährigen und einen neunjährigen Sohn, Joshua und Taylor und die kleine Ella, vier Jahre alt. Genaueres weiß ich noch nicht von ihnen, außer dass Allah Ballett tanzt, dadurch haben Kim und Alys sich kennen gelernt.

Robert und Kim haben den gleichen Beruf und jeweils ihre eigene Firma (sind praktisch Konkurrenten), vor Jahren hatten sie schon beschlossen „beide Firmen zusammen zu legen, habens bisher nur noch nicht geschafft“. Sie beraten Firmen und Privatkunden zu Geldfragen, helfen Rechnungen zu bezahlen und sowas.

Als die Farm in Sicht kam, machte Robert einen Schlenker mit seinem Arm und meinte: „Das gehört alles meinen Eltern“. Vor uns lag eine weite Ebene mit riesigen Feldern, eingekesselt von einer ellenlangen Bergkette. „Die Berge auch?“, hab ich gefragt. „Die Berge auch!“, hat sich zu mir umgedreht und gelacht. 1500 Hektar Land ist seit Generation im Besitz seiner Familie. Zur Zeit wir die Farm von seinen Eltern und seinen drei (!) Brüdern geführt, er und seine Schwester leben aus beruflichen Gründen in der Stadt.

Als wir auf das eingezäunte Grundstück des Hauses seiner Eltern gerollt sind, ist uns auch schon sein Vater auf seinem Quad entgegen gekommen, vorne drauf die kleine Ella: klein, blond, braungebrannt und so draufgängerisch wie man es mit drei Brüdern wohl unumgänglich werden muss.



Im Haus drinnen hab ich dann die Jungs kennen gelernt: höflich, zuvorkommen, anfangs ein wenig eingeschüchtert, aber je mehr Zeit verging, desto mehr wurde ich mit Fragen gelöchert. „Wo Deutschland liegt, ob ich denn dann auch deutsch sprechen könnte, wie lange man mit dem Auto fahren würde, wenn es eine Brücke von Neuseeland nach Deutschland geben würde“ und so weiter. Es war total genial, wie schnell sie auf mich eingegangen sind.

Dann hatte Kim die geniale Idee, mich ein wenig herum zu führen und mit einem Quad auch auf einen der Berge hinauf zu fahren. Begeistert hab ich mir also die geborgten Gummistiefel übergestreift und bin zusammen mit Kim und Tylor hinten raufgeklettert, Ella, Joshua und eine Nichte haben vorne Platz genommen und Robert hat sich in die Mitte hinters Lenkrad gequetscht und uns chauffiert. Er kennt das Gelände wie seine Westentasche, ist nicht nur hier aufgewachsen, sondern geht (oder ging) auch regelmäßig nachts auf Possumjagd.

Zuerst sind wir zu Melkstation ein paar hundert Meter weiter gefahren. Kim war irgendwie ganz besessen darauf, mir alles zu zeigen und da sie mit ihrer Begeisterung bei mir an der richtige Adresse gelandet ist, hab ich mich am Ende, mit einer Schürze um den Körper geschlungen, direkt hinter den Kühen wiedergefunden, den Melkapparat in der Hand. Leute ich hab zehn Kühe gemelkt am Wochenende!


Das Mädchen dort ist übrigens Sky, sie ist auch 19 Jahre alt und heiratet im April den jüngsten von Roberts Brüdern.


Als es dann genug war, haben mir die Kinder ganz begeistert die Schweinebabys gezeigt. Und ganz ehrlich die waren auch total niedlich. Sie waren schon aus dem Säuglingsstatus heraus und hatten jetzt große Ähnlichkeit mit „Schweinchen Babe“, allerdings hatten manche schwarze Flecken und sahen so aus, als ob eines der Elterntiere ein Wildschwein ist.


Dann sind wir wieder aufgesessen und weiter gings. Kinder was soll ich sagen, Neuseeland ist eben nicht umsonst bekannt für seine atemberaubende Landschaft. Erst sind wir zu einem kleinen Wasserfall gefahren, oder vielmehr durch wilden Busch gewandert, wir konnten nämlich nur die Hälfte der Strecke fahren.

Und danach dann weiter den Berg rauf, bis wir an einer Stelle ankamen, wo es mit dem Quad nicht mehr weiterging. Aber das war auch ok, wir waren weit genug oben, um mir eine Ahnung zu verschaffen, wie großartig das Land ist.






Als wir wieder unten waren, haben wir uns mit einer Tasse Tee (und furchtbar harten Keksen) an den Küchentisch gesetzt und „Klartext“ geredet. Kim und Robert meinten, dass sie alles im Großen und Ganzen klasse finden (also wohl mich und die Idee ein Au- pair zu haben), sich aber nochmal Gedanken machen müssten (ist ja auch verständlich, sie kannten mich seit weniger als 24 Stunden und die Einrichtung des Au- Pair sogar noch kürzer).

An der Entscheidung hängen nämlich ein paar kleinere Probleme mit dran (zumindest sind sie der Meinung, dass diese vorhanden sind^^):

1. haben sie bis zum Ende des Schuljahres (letzter Schultag ist der 17. Dezember) Jemanden, der Ella vom Kindergarten abholt und betreut, bis Kim sie abholt und über die Sommerferien (sechs Wochen, glaub ich) brauchen sie niemanden. Wir sprechen also von Mitte Januar, wenn es um eine Anstellung geht. Aber die beiden meinten, dass ich trotzdem bei ihnen wohnen könnte, allerdings eben ohne bezahlt zu werden. Was an sich kein Problem darstellt. Da wusste ist allerdings auch noch nicht, dass sie keinen Unterhalt von mir haben wollen, nur ein paar einfache Gegenleistungen wie leichte Hausarbeit und so etwas (eigentlich ja genau die Sachen, die meinen Job ausmachen). Das ist also geklärt (allerdings erst seit heute, aber dazu später mehr).

2. haben sie nur zwei Autos. Kim braucht ihres jeden Tag, allerdings nur vormittags bis mittags. Robert braucht sein Auto nur für Meetings, er arbeitet ja von Zuhause aus. Wo genau sie da ein Problem jetzt sehen, verstehe ich nicht ganz. Mit guter Kommunikation lässt sich dieser „Mangel“ ja leicht beheben, oder?

3. Was mache ich die ganzen sechs Wochen über? Ich hab zwar praktisch keine Ausgaben, aber das bisher ersparte Geld war für mein Reisen nach dem Au- Pairdasein gedacht und eigentlich war geplant, dass das die folgenden Wochen auch noch anwächst. Sie hatten die Idee, dass ich in einem Café oder in einer Bar anfangen könnte, oder sogar in einem Supermarkt. Weihnachten und sie großen Sommerferien stehen vor der Tür, hier wird es in nächster Zeit so geschäftig sein, wie zu keiner anderen Zeit im Jahr. Sicher wird irgendwer jemanden, auch ohne jegliche Kellnererfahrung, für ein paar Wochen einstellen, meinten sie. Fand ich an sich eine gute Idee, schon allein, um nicht daheim dann herumzusitzen und werd mich diese und nächste Woche also um einen Job kümmern, der so gar nichts mit meinem Ursprünglichen Arbeitsplan zu tun hatte =)

Nach dem Tee haben wir uns langsam auf dem Heimweg gemacht, haben aber noch eine ganze weitere Stunde gebraucht, um loszukommen und dann eine Dreiviertelstunde Heimweg und dann wurde ich bei Alys vor der Haustür abgesetzt. Mit ihr und ihrer Familie hab ich dann ein wunderbares Dinner mit selbst gefangener Languste und Yorkscher Pudding – so gut hab ich schon sehr lange nicht mehr gegessen!


Schweren Herzens und super schwindelig von den Ereignissen des Wochenendes bin ich abends um zehn wieder „nach Hause“ gefahren. Angela und Darrell hatte ich vorläufig noch nichts von der neuen Familie erzählt – ich weiß eigentlich gar nicht warum… Ich hab mich nicht danach gefühlt…

Heute morgen kam mir alles wie ein Traum vor. Nachdem ich die Kinder in die Schule gebracht und Dylan eine DVD angemacht hatte (natürlich nachdem ich das ganze Haus geputzt und die erste Maschine Wäsche aufgehängt hatte -.-), hab ich eine Mail an Kim geschrieben, gefragt, für den Fall, dass ich ihr neues Au- pair werde, ob sie gerne Unterhalt für die ersten Wochen haben möchten und nach Internetnutzung hab ich auch gefragt. Zehn Minuten später habe ich eine Antwort bekommen, dass sie sich entschieden haben, mich bei sich zu haben, dass sie keinen Unterhalt haben möchte (Ich werde schon einen Weg finden, mich zu revangieren) und dass ich perfectly allow bin, ihr Internet zu nutzen.

Leute, ich hab eine neue Familie. Hier, in Whangarei. Sie ist lieb und nett, und ganz vor allem: Sie sind an mir interessiert und nicht an meiner Arbeitskraft. Ich hab mich von Anfang an aufgehoben und in der Gemeinschaft aufgenommen gefühlt. Und ich hab mein Glück durch die mutige Entscheidung mit ein paar Erwachsenen Tanzen zu gehen gefunden. Durch einen so großen Zufall, dass man fast von Schicksal sprechen könnte. Am Samstag morgen (Ja, die Mains haben mir tatsächlich erlaubt noch eine Nacht länger als bis zum 4. Dezember zu bleiben) geht es los. Wie, was, wann und wo weiß ich noch alles gar nicht. Wenn ich gleich auf meine Tasse Tee rüber gehe, werde ich ganz dreist fragen, ob mich jemand am Samstag in die Stadt bringen könnte und falls ja, dann werd ich dort von meiner neuen Familie abgeholt und ins neue Leben chauffiert. Mir ist das sprichwörtliche Gebirge vom Herzen gefallen und meine Zukunft ist nicht mehr ungewiss.

Jetzt gehe ich ganz entspannt zu meiner Tasse Tee rüber ins Drachenhaus und weiß, dass meine Tage mehr als gezählt sind. Und heute Nacht werde wahrscheinlich ich so gut schlafen, wie noch nie.

Viele, liebe und ganz wunderbare Grüße vom anderen Ende der Welt,

eure Julia =)

Montag, 23. November 2009

Und ich hab doch nicht alles falsch gemacht

Heute morgen hat Jess mich gefragt, ob ich wirklich in zwei Wochen gehen werde. Ich war ziemlich überrascht, ich hatte damit gerechnet, dass die Kinder es zwei, drei Tage vor meiner Abreise erfahren. Entsprechend strauchelnd hab ich auch auf die Frage „Warum?“ reagiert. „Ich würde weiter reisen wollen“, hab ich gesagt „weil ich ja nur ein Jahr Zeit hab, um das ganze Land zu sehen. Deswegen kann ich nicht so lange an einem Ort bleiben.“ Das haben sie akzeptiert. Ich hab ihnen nicht von den Schwierigkeiten zwischen ihren Eltern und mir erzählt und auch nicht, dass die Eltern mich nicht mehr haben wollen – das hätte ich in der Fremdsprache niemals nett ausdrücken können und das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist durch die Lebensweise sowieso schon belastet.

Am Nachmittag, als ich die Kinder aus der Schule abgeholt habe und in die normale Routine „Afternoon-Tea, homework, bath, dinner“ fallen wollte, wurde mir von Jess ein Strich durch die Rechnung gemacht: Vieles war sicher der Dramaqueen in Jessica zuzuschreiben, aber selbst die braucht ein bisschen Anschwung. Aus heiterem Himmel bricht sie in Trönen aus, schluchtzt und hickst und bekommt sich überhaupt nicht mehr ein. Ich kann sie auch nach einer Viertelstunden Dauerstreicheln nicht beruhigen. Sie würde mich so vermissen, sie will nicht, dass ich gehe, warum ich denn weg müsse, ob ich sie auch vermissen würde und und und… Auch wenn manches davon nicht echt war (und da bin ich mir sehr sicher, inzwischen kenne ich Jess recht gut), aber es hat mir in der Seele wehgetan sie so zu sehen. Als sie einigermaßen wieder da war, hat sie in ihrem Zimmer ein Blatt Papier für mich beschrieben:





Das soll mich immer an sie erinnern.

Daraufhin ist Joshua in sein Zimmer gerannt, wollte auch ein Papier beschreiben (Das musste (!) ich dann übernehmen, weil er das noch nicht kann. Deswegen davon kein Foto, ich hab ja den Abschiedsbrief für mich praktisch selbst geschrieben^^).

Dylan kam auch und wollte kuscheln und dabei sein. Dass wir nicht zum Essen gekommen sind, brauch ich wohl nicht zu erwähnen. Gott sei Dank ist Angela mitten ins Geschehen reingeplatzt, das hab ich ihr so richtig gegönnt, dass sie die wegen mir weinenden Kinder auf ihrem Höhepunkt gesehen hat >:)

Aber alles in allem tat mir das ganze einfach nur leid. Die Kinder haben wirklich schwer damit zu kämpfen, jemanden so schnell wieder gehen zu lassen, nachdem sie ihn gerade erst in ihr Leben gelassen haben. Wenn ich nicht selbst genau wüsste, wie es für so ein kleines Kind ist, sein Au- Pair gehen zu lassen (und dass man sich Jahre danach an nichts außer den schönen Momenten erinnert), hätte ich jetzt eine sehr unmenschliche Ansicht auf die erzieherische Seite des Au- Pair - Programms. Nichts desto trotz werd ich wohl mit meinem Weggehen drei kleine Kinderherzen brechen. Deswegen hab ich auch entschieden, die drei kleinen Flaschen mit Badeschaum, die ich bereits vor Wochen als Weihnachtsgeschenk geholt habe, hier zu lassen. Zunächst wollte ich abwarten in was für eine Familie ich komme (mit wie viel Kindern und welchen Geschlechtern), aber die drei hier können absolut nichts für die ganze Situation.

Übrigens hab ich die drei natürlich gleich ausgequetscht (unauffällig versteht sich natürlich, wie man Kinder eben so gegen die eigenen Eltern ausspielt). Demnach haben die Mains auch schon eine Nachfolgerin für mich: eine Schottin. Sie wird Ende Februar hier anfangen, weil Angela für die großen Sommerferien (Ja, richtig gehört: Sommerferien von Dezember bis Januar!) kein Au- Pair braucht (und damit auch nicht durchfüttern muss).

Ich bin nicht neidisch, dass sie schon einen Ersatz haben und ich nicht. Es braucht Zeit einen Fremden zu finden, mit dem man leben will. Ich hoffe sie haben dieses mal eine kluge Wahl getroffen, die Mains brauchen unbedingt wieder einen Typ Annelen, sonst enttäuschen sie das nächste Mädchen, dass voller Erwartungen nach Neuseeland kommt. Es ist nur schade um die Kinder, die definitiv etwas besseres verdient haben.

Viele, liebe Grüße,

Julia

Samstag, 21. November 2009

Whangarei Waterfalls No.2

Gestern (Samstag) bin ich mit Franki zu den Whangarei Waterfals gefahren. Ich hatte leider keine Pläne fürs Wochenende und hab mit Schrecken einem Wochenende mit mir allein in meinem Häuschen entgegen gesehen. Aber als am Freitag weder Peter noch Franki auf meinen Hilferuf geantwortet hatten, hatte ich ja auch allen Grund dazu. Aber dann hatte sich Franki gestern Morgen Gott sei Dank doch noch zurück gemeldet, dass wir gern was machen können, Hauptsache es ist an der frischen Luft (Weil sie als Kellnerin in einer Bar, in der sie bis zu zwölf Stunden am Tag arbeitet (!), so gut wie nie Tageslicht sieht.). Deswegen haben wir uns bei Jesters, einem kleinen Café mit fantastischen Pies und sehr – neuseelanduntypischen - grantigem Personal eine Apple – Custard – Pie und einen Flat White Coffee geholt und sind zur einzigen Touristenattraktion Whangareis gefahren. Das Wetter hat gut mitgespielt und die Sonne ab und an durch die dicke Wolkenschicht blitzen lassen.

Wir hatten sehr viel Spaß und haben viel gelacht. Und beide haben wir festgestellt, dass es, wenn zwei Nationen aufeinander treffen, immer lustig ist. Immer. Weil man über Wörter wie „Ente“ lachen kann, bis man Bauchschmerzen bekommt. Und das taten wir, nachdem Franki das Wort „Ente“ zu ihrem neuen Lieblingswort gekürt hat, es verdrängte das Wort „komisch“ von Platz eins (Als sie mri das erzählte, hatten wir natürlich gleich neuen Grund zu lachen.). Mein Lieblingswort (oder eher Phrase, es sind nämlich zwei) ist „Hang on“ (Synonym für deutsche „Warte!“), aber fragt mich nicht, was ich daran finde, ich weiß es nicht :-)







Weil Peter sich nicht zurück gemeldet hat und Franki arbeiten muss, hab ich den Tag heute allein mit mir selbst in meiner Hütte verbracht und es war nicht so schlimm, wie ich es erwartet hätte. Ich hab sehr viel gelesen und hab im Internet nach einer Familie gesucht. Meine Agentur hat mir nämlich immer noch keine Vorschläge geschickt. Aber das kann auch daran liegen, dass Nadine, meine Ansprechpartnerin dort, diese Woche im Urlaub war und erst Montag wieder da ist. Vielleicht hat sie ja schon Neuigkeiten für mich.

Die Agentur, die mit meiner zusammen arbeitet und hier in Neuseeland sitzt, hatte mich vor einer Woche mal angerufen und wollte wissen, warum ich wechseln möchte und wo ich denn jetzt gerne hin möchte und sowas. Ich glaub, ich hab das ganz gut hinbekommen (auf englisch, monoman…) und die Frau dort mag mich… Sie hatte mir dann gleich den Mailadresse von einer Frau gegeben, die sich für mein Profil interessiert hat, die solle ich doch mal anschreiben. Hab ich dann auch gemacht, obwohl ich kein Profil von der Familie gesehen habe und nur weiß, dass sie einen Sohn haben (Was genau das ist, was ich nie wollte: in eine Familie mit nur einem Kind.). Tja aber sie hat bis heute nicht zurückgeschrieben und das nehm ich jetzt nicht als schlechtes Omen, aber als Zeichen, dass die Agenturen hier einfach nichts taugen. Meine deutsche soll sich jetzt drum kümmern und sich hinter klemmen, dann wird das auch was. Na mal sehen, ob Nadine morgen schon Neuigkeiten für mich hat.

Naja und ansonsten. Zwischen den Eltern und mir ist es immer noch künstlich freundlich, und ich bin nach wie vor froh drum, andersherum wäre es viel schwieriger mit der Situation umzugehen. Aber da es geradeswegs auf Weihnachten zugeht (Obwohl es für mich sehr schwer ist, das zu glauben, weil es hier immer wärmer wird und alles, aber keine weihnachtliche Atmosphäre vorhanden ist - trotz der Weihnachtsbäume in den Schaufenstern.), hab ich zur Zeit wieder arg mit dem Heimweh zu kämpfen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine momentane Situation und die Ungewissheit um das Kommende auch nicht gerade positiv dazu beitragen… Ich habe trotzdem nicht ein einziges Mal auch nur daran gedacht, abzubrechen. Ich werde mein Jahr hier durchziehen und alle Erfahrungen mitnehmen, die ich kriegen kann. Egal was kommt und sei es ein Weihnachten im Bus, der mich sonstwohin fährt, ich werde es überleben. Und es heißt doch „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker“, oder? Na dann macht euch mal drauf gefasst, dass ich Bäume stemmen kann, wenn ich wieder da bin =)

Und so sah unser heutiger Sonnuntergang aus:



Machts gut und vielen Dank für die lieben Mails, es tut mir unglaublich gut zu wissen, dass ich unterstützt werde!

Eure Julia