Sonntag, 29. November 2009

180° Wendung

Am Samstag Abend war ich mit Franki und ihrer Schwester Alys zum Tanzen verabredet. Aber eben erst abends, deswegen hatte ich vormittags Zeit meine sieben Sachen zu packen. Und dem Himmel sei Dank, dass ich damit schon am Wochenende angefangen habe, das Unternehmen „Umziehen“ entpuppte sich nämlich als ein größeres Unterfangen als angenommen. Ich hab festgestellt, dass ich bereits Unmengen an Dingen gekauft habe, die es mir jetzt alles andere als erleichtern, die Mains mit nur einem Koffer, einem Rucksack und einer Handtasche zu verlassen. Ich werd wahrscheinlich noch fünf weitere Taschen brauchen und meine ganzen Habseligkeiten hier wegzutragen…

Als es Zeit wurde, hab ich mich auf den Weg zu den Schwestern gemacht. Ich bin ein bisschen früher hingefahren, damit wir uns zusammen fertig machen konnten. Und es war dann, als ob wir alle drei Teenager wären: Wir haben uns gegenseitig die Haare gemacht, die beiden haben sich die Schuhe von der jeweils anderen ausgeborgt (und ungefähr hundert Paar anprobiert), wir haben passenden Schmuck herausgesucht und Sekt getrunken.

Nach und nach kamen die Freunde, die mitkommen würden. Die Männer haben sich zu Alys´ Mann Brad ins Wohnzimmer gesellt, die Frauen sind zu uns ins Schlafzimmer gekommen. Es war eine lustige Runde, aber eben alle in einem Alter, in dem man verheiratet ist, Kinder, Haus und Hof hat. Gott sei Dank war wenigstens Franki mit dabei, die mir dann doch noch am ähnlichsten war – also jung, mit großen Zielen und noch ganz am Anfang =)

Als die Schwestern fertig geschminkt waren, haben wir alles zusammen das furchtbar leckere, mexikanische Dinner gegessen. Dabei bin ich mit einer der Freundinnen ins Gespräch gekommen. Kim hat mich alles Mögliche über meinen Aufenthalt hier ausgefragt. Sie wollte jedes Detail wissen; was meine Aufgaben wären, wie viel ich verdiene, wo ich wohne, ob ich ein Auto habe usw. Nach einer Weile habe ich sie gefragt, ob sie nicht wüsste, was ein Au- pair ist und davon hatte sie tatsächlich noch nie etwas gehört. Ich hab auch davon gesprochen, dass ich jetzt noch eine Woche lang bei meiner Familie bleiben werde und danach praktisch „arbeitslos“ bin, dass meine Agentur zwar gerade nach einer neuen Familie sucht, aber bisher recht erfolglos (Tatsächlich hab ich immer noch nicht ein Profil, außer die fünf Zeilen dieser Liza, gesehen…).

Und dann meinte Kim, dass sie da jetzt so einen Gedanken hätte. Sie hat Augen und Lippen ein wenig zusammengekniffen und zu ihrem Mann rüber geschaut. Dann hat sie wieder mich angesehen und dann ist sie endlich damit heraus gerückt: Sie würden zur Zeit jemanden beschäftigen, der ihre kleine Tochter nachmittags aus dem Kindergarten abholt und solange beschäftigt, bis sie, Kim, kommt und ihre Tochter abholt. Dafür würde dieser jemand hundertzwanzig Dollar pro Woche bekommen. Wenn sie jetzt achtzig Dollar mehr bezahlen würde, dann hätte sie immer jemanden, der da wäre, und zusätzlich eine Hilfe im Haushalt wäre. Ob ich nicht ihr neues Au- pair werden wolle.

Dass ich ganz schön überrumpelt war, brauch ich ja nicht zu sagen. Ich bin sogar recht vorsichtig geworden, hab erstmal nur gelächelt und mich bedankt.

Dieses Mal will ich alles richtig machen, auf mein Bauchgefühl hören, wenn ich mich für eine neue Familie entscheide. Dieses Mal soll es die richtige Familie sein, jemand, der auch wirklich mich und nicht nur meine Arbeitskraft haben möchte. Und Kim und Robert kannte ich genau seit zwei Stunden, sie waren mir sehr sympathisch und ich konnte ehrlich sagen, dass ich sie mochte. Aber das muss ja nicht viel bedeuten. Handynummern haben wir trotzdem ausgetauscht und es dabei erstmal beruhen lassen. Dann sind wir alle zusammen losgezogen, Tanzen, Trinken, Tanzen, Trinken. Alles in allem war es ein netter Abend, aber nicht unbedingt wiederholungswürdig. Es ist eben doch nicht so ganz meine Altersgruppe :-)

Um drei sind wir nach Hause gekommen, ich hab bei Franki im Zimmer geschlafen und am nächsten morgen haben mich die Vögel vor dem Fenster geweckt. Da Brad uns die beiden Söhne fischen gegangen waren, waren Franki, Alys und ich allein. Wir haben vor dem Fernseher gefrühstückt und uns über die Dummheit der Leute amüsiert, in einer Show, die vergleichbar mit „Das Model und der Freak“ ist. Und dann hab ich eine SMS Kim bekommen, ob ich nicht Lust hätte am Nachmittag zu ihnen nach Hause zu kommen, um die Kinder und das Haus kennenzulernen. Klar hatte ich Lust. Aber dann kam alles ganz anders: Weil sie noch immer ihr Auto vom gestrigen Abend bei Alys stehen hatten, kamen sie eine Stunde später, um es abzuholen. Und als sie sahen, dass ich noch immer bei Alys daheim war, haben sie mich gefragt, ob ich nicht mit ihnen mitkommen wolle, um die Kinder von der Farm seiner Eltern abzuholen. Eigentlich wollte ich nicht, ich war müde und erschöpft und deprimiert wegen meiner ganzen Situation, hab mich aber aufgerafft und „Ja“ gesagt. Eine Dreiviertelstunde zusammen in einem Auto würde mir ausreichend Gelegenheit geben, die beiden kennen zu lernen. Wir sind auch gleich losgefahren, zuerst zu ihnen nach Hause, weil sie ja mit zwei Autos unterwegs waren.

Als wir auf der Straße waren, was die hier alle als „Highway“ bezeichnen, zeigte Kim auf einen entfernten Hügel, auf dessen Spitze ein riesiges Haus stand. „That´s ours!“ Naja und viel mehr brauch ich auch nicht mehr hinzufügen. “Groß” beschreibt das Haus perfekt. Es ist sehr modern eingerichtet, für meinen Geschmack ein wenig zu viel Chrom und dunkle Farben, aber es hält sich in Grenzen. Und es war sehr sauber, großer Pluspunkt, auch nach vier Monaten habe ich mich nicht an die ganze Schmuddeligkeit hier gewöhnt.

Nachdem ich herumgeführt wurde und ausreichend Gummistiefel eingepackt waren, haben wir uns auf den Weg zu Roberts Eltern gemacht. Eine Dreiviertelstunde soll das gewesen sein, aber so kam es mir gar nicht vor. Auf dem Weg dahin haben wir natürlich total viel geredet: wer ich bin, was ich mache, wie es bisher lief, was ich noch vor hab usw. Und mir haben sie erzählt, was sie so für Vorstellungen haben, was sie bräuchten, warum, weshalb, wieso. Über sich und ihre Kinder natürlich auch. Sie haben vier Kinder: der Älteste ist 19 (!), wohnt aber nicht mehr daheim sondern in der Stadt und arbeitet, dann noch einen elfjährigen und einen neunjährigen Sohn, Joshua und Taylor und die kleine Ella, vier Jahre alt. Genaueres weiß ich noch nicht von ihnen, außer dass Allah Ballett tanzt, dadurch haben Kim und Alys sich kennen gelernt.

Robert und Kim haben den gleichen Beruf und jeweils ihre eigene Firma (sind praktisch Konkurrenten), vor Jahren hatten sie schon beschlossen „beide Firmen zusammen zu legen, habens bisher nur noch nicht geschafft“. Sie beraten Firmen und Privatkunden zu Geldfragen, helfen Rechnungen zu bezahlen und sowas.

Als die Farm in Sicht kam, machte Robert einen Schlenker mit seinem Arm und meinte: „Das gehört alles meinen Eltern“. Vor uns lag eine weite Ebene mit riesigen Feldern, eingekesselt von einer ellenlangen Bergkette. „Die Berge auch?“, hab ich gefragt. „Die Berge auch!“, hat sich zu mir umgedreht und gelacht. 1500 Hektar Land ist seit Generation im Besitz seiner Familie. Zur Zeit wir die Farm von seinen Eltern und seinen drei (!) Brüdern geführt, er und seine Schwester leben aus beruflichen Gründen in der Stadt.

Als wir auf das eingezäunte Grundstück des Hauses seiner Eltern gerollt sind, ist uns auch schon sein Vater auf seinem Quad entgegen gekommen, vorne drauf die kleine Ella: klein, blond, braungebrannt und so draufgängerisch wie man es mit drei Brüdern wohl unumgänglich werden muss.



Im Haus drinnen hab ich dann die Jungs kennen gelernt: höflich, zuvorkommen, anfangs ein wenig eingeschüchtert, aber je mehr Zeit verging, desto mehr wurde ich mit Fragen gelöchert. „Wo Deutschland liegt, ob ich denn dann auch deutsch sprechen könnte, wie lange man mit dem Auto fahren würde, wenn es eine Brücke von Neuseeland nach Deutschland geben würde“ und so weiter. Es war total genial, wie schnell sie auf mich eingegangen sind.

Dann hatte Kim die geniale Idee, mich ein wenig herum zu führen und mit einem Quad auch auf einen der Berge hinauf zu fahren. Begeistert hab ich mir also die geborgten Gummistiefel übergestreift und bin zusammen mit Kim und Tylor hinten raufgeklettert, Ella, Joshua und eine Nichte haben vorne Platz genommen und Robert hat sich in die Mitte hinters Lenkrad gequetscht und uns chauffiert. Er kennt das Gelände wie seine Westentasche, ist nicht nur hier aufgewachsen, sondern geht (oder ging) auch regelmäßig nachts auf Possumjagd.

Zuerst sind wir zu Melkstation ein paar hundert Meter weiter gefahren. Kim war irgendwie ganz besessen darauf, mir alles zu zeigen und da sie mit ihrer Begeisterung bei mir an der richtige Adresse gelandet ist, hab ich mich am Ende, mit einer Schürze um den Körper geschlungen, direkt hinter den Kühen wiedergefunden, den Melkapparat in der Hand. Leute ich hab zehn Kühe gemelkt am Wochenende!


Das Mädchen dort ist übrigens Sky, sie ist auch 19 Jahre alt und heiratet im April den jüngsten von Roberts Brüdern.


Als es dann genug war, haben mir die Kinder ganz begeistert die Schweinebabys gezeigt. Und ganz ehrlich die waren auch total niedlich. Sie waren schon aus dem Säuglingsstatus heraus und hatten jetzt große Ähnlichkeit mit „Schweinchen Babe“, allerdings hatten manche schwarze Flecken und sahen so aus, als ob eines der Elterntiere ein Wildschwein ist.


Dann sind wir wieder aufgesessen und weiter gings. Kinder was soll ich sagen, Neuseeland ist eben nicht umsonst bekannt für seine atemberaubende Landschaft. Erst sind wir zu einem kleinen Wasserfall gefahren, oder vielmehr durch wilden Busch gewandert, wir konnten nämlich nur die Hälfte der Strecke fahren.

Und danach dann weiter den Berg rauf, bis wir an einer Stelle ankamen, wo es mit dem Quad nicht mehr weiterging. Aber das war auch ok, wir waren weit genug oben, um mir eine Ahnung zu verschaffen, wie großartig das Land ist.






Als wir wieder unten waren, haben wir uns mit einer Tasse Tee (und furchtbar harten Keksen) an den Küchentisch gesetzt und „Klartext“ geredet. Kim und Robert meinten, dass sie alles im Großen und Ganzen klasse finden (also wohl mich und die Idee ein Au- pair zu haben), sich aber nochmal Gedanken machen müssten (ist ja auch verständlich, sie kannten mich seit weniger als 24 Stunden und die Einrichtung des Au- Pair sogar noch kürzer).

An der Entscheidung hängen nämlich ein paar kleinere Probleme mit dran (zumindest sind sie der Meinung, dass diese vorhanden sind^^):

1. haben sie bis zum Ende des Schuljahres (letzter Schultag ist der 17. Dezember) Jemanden, der Ella vom Kindergarten abholt und betreut, bis Kim sie abholt und über die Sommerferien (sechs Wochen, glaub ich) brauchen sie niemanden. Wir sprechen also von Mitte Januar, wenn es um eine Anstellung geht. Aber die beiden meinten, dass ich trotzdem bei ihnen wohnen könnte, allerdings eben ohne bezahlt zu werden. Was an sich kein Problem darstellt. Da wusste ist allerdings auch noch nicht, dass sie keinen Unterhalt von mir haben wollen, nur ein paar einfache Gegenleistungen wie leichte Hausarbeit und so etwas (eigentlich ja genau die Sachen, die meinen Job ausmachen). Das ist also geklärt (allerdings erst seit heute, aber dazu später mehr).

2. haben sie nur zwei Autos. Kim braucht ihres jeden Tag, allerdings nur vormittags bis mittags. Robert braucht sein Auto nur für Meetings, er arbeitet ja von Zuhause aus. Wo genau sie da ein Problem jetzt sehen, verstehe ich nicht ganz. Mit guter Kommunikation lässt sich dieser „Mangel“ ja leicht beheben, oder?

3. Was mache ich die ganzen sechs Wochen über? Ich hab zwar praktisch keine Ausgaben, aber das bisher ersparte Geld war für mein Reisen nach dem Au- Pairdasein gedacht und eigentlich war geplant, dass das die folgenden Wochen auch noch anwächst. Sie hatten die Idee, dass ich in einem Café oder in einer Bar anfangen könnte, oder sogar in einem Supermarkt. Weihnachten und sie großen Sommerferien stehen vor der Tür, hier wird es in nächster Zeit so geschäftig sein, wie zu keiner anderen Zeit im Jahr. Sicher wird irgendwer jemanden, auch ohne jegliche Kellnererfahrung, für ein paar Wochen einstellen, meinten sie. Fand ich an sich eine gute Idee, schon allein, um nicht daheim dann herumzusitzen und werd mich diese und nächste Woche also um einen Job kümmern, der so gar nichts mit meinem Ursprünglichen Arbeitsplan zu tun hatte =)

Nach dem Tee haben wir uns langsam auf dem Heimweg gemacht, haben aber noch eine ganze weitere Stunde gebraucht, um loszukommen und dann eine Dreiviertelstunde Heimweg und dann wurde ich bei Alys vor der Haustür abgesetzt. Mit ihr und ihrer Familie hab ich dann ein wunderbares Dinner mit selbst gefangener Languste und Yorkscher Pudding – so gut hab ich schon sehr lange nicht mehr gegessen!


Schweren Herzens und super schwindelig von den Ereignissen des Wochenendes bin ich abends um zehn wieder „nach Hause“ gefahren. Angela und Darrell hatte ich vorläufig noch nichts von der neuen Familie erzählt – ich weiß eigentlich gar nicht warum… Ich hab mich nicht danach gefühlt…

Heute morgen kam mir alles wie ein Traum vor. Nachdem ich die Kinder in die Schule gebracht und Dylan eine DVD angemacht hatte (natürlich nachdem ich das ganze Haus geputzt und die erste Maschine Wäsche aufgehängt hatte -.-), hab ich eine Mail an Kim geschrieben, gefragt, für den Fall, dass ich ihr neues Au- pair werde, ob sie gerne Unterhalt für die ersten Wochen haben möchten und nach Internetnutzung hab ich auch gefragt. Zehn Minuten später habe ich eine Antwort bekommen, dass sie sich entschieden haben, mich bei sich zu haben, dass sie keinen Unterhalt haben möchte (Ich werde schon einen Weg finden, mich zu revangieren) und dass ich perfectly allow bin, ihr Internet zu nutzen.

Leute, ich hab eine neue Familie. Hier, in Whangarei. Sie ist lieb und nett, und ganz vor allem: Sie sind an mir interessiert und nicht an meiner Arbeitskraft. Ich hab mich von Anfang an aufgehoben und in der Gemeinschaft aufgenommen gefühlt. Und ich hab mein Glück durch die mutige Entscheidung mit ein paar Erwachsenen Tanzen zu gehen gefunden. Durch einen so großen Zufall, dass man fast von Schicksal sprechen könnte. Am Samstag morgen (Ja, die Mains haben mir tatsächlich erlaubt noch eine Nacht länger als bis zum 4. Dezember zu bleiben) geht es los. Wie, was, wann und wo weiß ich noch alles gar nicht. Wenn ich gleich auf meine Tasse Tee rüber gehe, werde ich ganz dreist fragen, ob mich jemand am Samstag in die Stadt bringen könnte und falls ja, dann werd ich dort von meiner neuen Familie abgeholt und ins neue Leben chauffiert. Mir ist das sprichwörtliche Gebirge vom Herzen gefallen und meine Zukunft ist nicht mehr ungewiss.

Jetzt gehe ich ganz entspannt zu meiner Tasse Tee rüber ins Drachenhaus und weiß, dass meine Tage mehr als gezählt sind. Und heute Nacht werde wahrscheinlich ich so gut schlafen, wie noch nie.

Viele, liebe und ganz wunderbare Grüße vom anderen Ende der Welt,

eure Julia =)

Montag, 23. November 2009

Und ich hab doch nicht alles falsch gemacht

Heute morgen hat Jess mich gefragt, ob ich wirklich in zwei Wochen gehen werde. Ich war ziemlich überrascht, ich hatte damit gerechnet, dass die Kinder es zwei, drei Tage vor meiner Abreise erfahren. Entsprechend strauchelnd hab ich auch auf die Frage „Warum?“ reagiert. „Ich würde weiter reisen wollen“, hab ich gesagt „weil ich ja nur ein Jahr Zeit hab, um das ganze Land zu sehen. Deswegen kann ich nicht so lange an einem Ort bleiben.“ Das haben sie akzeptiert. Ich hab ihnen nicht von den Schwierigkeiten zwischen ihren Eltern und mir erzählt und auch nicht, dass die Eltern mich nicht mehr haben wollen – das hätte ich in der Fremdsprache niemals nett ausdrücken können und das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist durch die Lebensweise sowieso schon belastet.

Am Nachmittag, als ich die Kinder aus der Schule abgeholt habe und in die normale Routine „Afternoon-Tea, homework, bath, dinner“ fallen wollte, wurde mir von Jess ein Strich durch die Rechnung gemacht: Vieles war sicher der Dramaqueen in Jessica zuzuschreiben, aber selbst die braucht ein bisschen Anschwung. Aus heiterem Himmel bricht sie in Trönen aus, schluchtzt und hickst und bekommt sich überhaupt nicht mehr ein. Ich kann sie auch nach einer Viertelstunden Dauerstreicheln nicht beruhigen. Sie würde mich so vermissen, sie will nicht, dass ich gehe, warum ich denn weg müsse, ob ich sie auch vermissen würde und und und… Auch wenn manches davon nicht echt war (und da bin ich mir sehr sicher, inzwischen kenne ich Jess recht gut), aber es hat mir in der Seele wehgetan sie so zu sehen. Als sie einigermaßen wieder da war, hat sie in ihrem Zimmer ein Blatt Papier für mich beschrieben:





Das soll mich immer an sie erinnern.

Daraufhin ist Joshua in sein Zimmer gerannt, wollte auch ein Papier beschreiben (Das musste (!) ich dann übernehmen, weil er das noch nicht kann. Deswegen davon kein Foto, ich hab ja den Abschiedsbrief für mich praktisch selbst geschrieben^^).

Dylan kam auch und wollte kuscheln und dabei sein. Dass wir nicht zum Essen gekommen sind, brauch ich wohl nicht zu erwähnen. Gott sei Dank ist Angela mitten ins Geschehen reingeplatzt, das hab ich ihr so richtig gegönnt, dass sie die wegen mir weinenden Kinder auf ihrem Höhepunkt gesehen hat >:)

Aber alles in allem tat mir das ganze einfach nur leid. Die Kinder haben wirklich schwer damit zu kämpfen, jemanden so schnell wieder gehen zu lassen, nachdem sie ihn gerade erst in ihr Leben gelassen haben. Wenn ich nicht selbst genau wüsste, wie es für so ein kleines Kind ist, sein Au- Pair gehen zu lassen (und dass man sich Jahre danach an nichts außer den schönen Momenten erinnert), hätte ich jetzt eine sehr unmenschliche Ansicht auf die erzieherische Seite des Au- Pair - Programms. Nichts desto trotz werd ich wohl mit meinem Weggehen drei kleine Kinderherzen brechen. Deswegen hab ich auch entschieden, die drei kleinen Flaschen mit Badeschaum, die ich bereits vor Wochen als Weihnachtsgeschenk geholt habe, hier zu lassen. Zunächst wollte ich abwarten in was für eine Familie ich komme (mit wie viel Kindern und welchen Geschlechtern), aber die drei hier können absolut nichts für die ganze Situation.

Übrigens hab ich die drei natürlich gleich ausgequetscht (unauffällig versteht sich natürlich, wie man Kinder eben so gegen die eigenen Eltern ausspielt). Demnach haben die Mains auch schon eine Nachfolgerin für mich: eine Schottin. Sie wird Ende Februar hier anfangen, weil Angela für die großen Sommerferien (Ja, richtig gehört: Sommerferien von Dezember bis Januar!) kein Au- Pair braucht (und damit auch nicht durchfüttern muss).

Ich bin nicht neidisch, dass sie schon einen Ersatz haben und ich nicht. Es braucht Zeit einen Fremden zu finden, mit dem man leben will. Ich hoffe sie haben dieses mal eine kluge Wahl getroffen, die Mains brauchen unbedingt wieder einen Typ Annelen, sonst enttäuschen sie das nächste Mädchen, dass voller Erwartungen nach Neuseeland kommt. Es ist nur schade um die Kinder, die definitiv etwas besseres verdient haben.

Viele, liebe Grüße,

Julia

Samstag, 21. November 2009

Whangarei Waterfalls No.2

Gestern (Samstag) bin ich mit Franki zu den Whangarei Waterfals gefahren. Ich hatte leider keine Pläne fürs Wochenende und hab mit Schrecken einem Wochenende mit mir allein in meinem Häuschen entgegen gesehen. Aber als am Freitag weder Peter noch Franki auf meinen Hilferuf geantwortet hatten, hatte ich ja auch allen Grund dazu. Aber dann hatte sich Franki gestern Morgen Gott sei Dank doch noch zurück gemeldet, dass wir gern was machen können, Hauptsache es ist an der frischen Luft (Weil sie als Kellnerin in einer Bar, in der sie bis zu zwölf Stunden am Tag arbeitet (!), so gut wie nie Tageslicht sieht.). Deswegen haben wir uns bei Jesters, einem kleinen Café mit fantastischen Pies und sehr – neuseelanduntypischen - grantigem Personal eine Apple – Custard – Pie und einen Flat White Coffee geholt und sind zur einzigen Touristenattraktion Whangareis gefahren. Das Wetter hat gut mitgespielt und die Sonne ab und an durch die dicke Wolkenschicht blitzen lassen.

Wir hatten sehr viel Spaß und haben viel gelacht. Und beide haben wir festgestellt, dass es, wenn zwei Nationen aufeinander treffen, immer lustig ist. Immer. Weil man über Wörter wie „Ente“ lachen kann, bis man Bauchschmerzen bekommt. Und das taten wir, nachdem Franki das Wort „Ente“ zu ihrem neuen Lieblingswort gekürt hat, es verdrängte das Wort „komisch“ von Platz eins (Als sie mri das erzählte, hatten wir natürlich gleich neuen Grund zu lachen.). Mein Lieblingswort (oder eher Phrase, es sind nämlich zwei) ist „Hang on“ (Synonym für deutsche „Warte!“), aber fragt mich nicht, was ich daran finde, ich weiß es nicht :-)







Weil Peter sich nicht zurück gemeldet hat und Franki arbeiten muss, hab ich den Tag heute allein mit mir selbst in meiner Hütte verbracht und es war nicht so schlimm, wie ich es erwartet hätte. Ich hab sehr viel gelesen und hab im Internet nach einer Familie gesucht. Meine Agentur hat mir nämlich immer noch keine Vorschläge geschickt. Aber das kann auch daran liegen, dass Nadine, meine Ansprechpartnerin dort, diese Woche im Urlaub war und erst Montag wieder da ist. Vielleicht hat sie ja schon Neuigkeiten für mich.

Die Agentur, die mit meiner zusammen arbeitet und hier in Neuseeland sitzt, hatte mich vor einer Woche mal angerufen und wollte wissen, warum ich wechseln möchte und wo ich denn jetzt gerne hin möchte und sowas. Ich glaub, ich hab das ganz gut hinbekommen (auf englisch, monoman…) und die Frau dort mag mich… Sie hatte mir dann gleich den Mailadresse von einer Frau gegeben, die sich für mein Profil interessiert hat, die solle ich doch mal anschreiben. Hab ich dann auch gemacht, obwohl ich kein Profil von der Familie gesehen habe und nur weiß, dass sie einen Sohn haben (Was genau das ist, was ich nie wollte: in eine Familie mit nur einem Kind.). Tja aber sie hat bis heute nicht zurückgeschrieben und das nehm ich jetzt nicht als schlechtes Omen, aber als Zeichen, dass die Agenturen hier einfach nichts taugen. Meine deutsche soll sich jetzt drum kümmern und sich hinter klemmen, dann wird das auch was. Na mal sehen, ob Nadine morgen schon Neuigkeiten für mich hat.

Naja und ansonsten. Zwischen den Eltern und mir ist es immer noch künstlich freundlich, und ich bin nach wie vor froh drum, andersherum wäre es viel schwieriger mit der Situation umzugehen. Aber da es geradeswegs auf Weihnachten zugeht (Obwohl es für mich sehr schwer ist, das zu glauben, weil es hier immer wärmer wird und alles, aber keine weihnachtliche Atmosphäre vorhanden ist - trotz der Weihnachtsbäume in den Schaufenstern.), hab ich zur Zeit wieder arg mit dem Heimweh zu kämpfen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine momentane Situation und die Ungewissheit um das Kommende auch nicht gerade positiv dazu beitragen… Ich habe trotzdem nicht ein einziges Mal auch nur daran gedacht, abzubrechen. Ich werde mein Jahr hier durchziehen und alle Erfahrungen mitnehmen, die ich kriegen kann. Egal was kommt und sei es ein Weihnachten im Bus, der mich sonstwohin fährt, ich werde es überleben. Und es heißt doch „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker“, oder? Na dann macht euch mal drauf gefasst, dass ich Bäume stemmen kann, wenn ich wieder da bin =)

Und so sah unser heutiger Sonnuntergang aus:



Machts gut und vielen Dank für die lieben Mails, es tut mir unglaublich gut zu wissen, dass ich unterstützt werde!

Eure Julia

Donnerstag, 19. November 2009

The end of the year show

von Jess´ Ballettschule war am Mittwoch. Ganz früh bin ich mit ihr deswegen zum Theater in die Stadt gefahren, wo zuerst die Durchlaufprobe mit technischem Check durchgeführt wurde und dann zuerst eine Schülervorstellung und später eine Abendvorstellung folgte. Obwohl ich schon nicht mit so hohen Erwartungen in den ganzen Tag gestartet bin, bekehrt durch das Garagenballett, war es doch ein Erlebnis, milde ausgedrückt. Ich weiß nicht, ob der Schlösserstandard zu hoch angelegt ist, aber qualitativ scheine ich schon einiges gewöhnt zu sein, ich hätte nämlich vor lauter Verzweiflung weinen können. Alys, die Ballettlehrerin hat Glück, dass ich sie privat sehr gut leiden kann, sonst würde ich ihr nicht in die Augen sehen könne, ohne einen Wutanfall zu bekommen… Sie verhunzt die ganze Welt des Tanzes so sehr, das ich Probleme hatte, bis zum Ende ruhig auf meinem Stuhl sitzen zu bleiben. Das fängt beim Unterricht an, über die Choreografie der Tänze bis hin zur ganzen Aufmachung und Organisation der Show. Aber der Reihe nach:

Ich bin mit Jess also zu neun Uhr morgens zum Theater gefahren. Das ist in einem Gemeindehaus neben der Bibliothek untergebracht. Aber, das muss ich zugeben, die Örtlichkeit hat meine Erwartungen übertroffen (die ja eh nicht besonders hoch waren): eine ordentliche Bühne, ein wahnsinns Zuschauerraum, nur die Räumlichkeiten hinter der Bühne waren sehr klein.

Als wir ankamen herrschte schon totales Chaos, gefühlte tausend Mütter versuchten ihre Töchter, alle an einem Tisch, erst ins Kostüm zu stopfen, dann die Haare zu machen und schließlich zu schminken (Ja, richtig: Jeder hat sich selbst geschminkt, mit privatem Make- up, dass die alle unterschiedlich aussahen, brauch ich wohl nicht zu erwähnen). An der Schow hat die komplette Ballettschule teilgenommen, die älteste Tänzerin ist 16 Jahre alt und wohl das beste Pferd im Stall: Sie hat drei Soli getanzt und in weiteren fünf Tänzen mitgewirkt. Die jüngsten Tänzerinnen können nicht viel älter gewesen sein als mein dreijähriger Dylan hier.

Zur Generalprobe hab ich mich in den Zuschauerraum geschlichen und ein wenig filmen können:

Die zweite von rechts ist Jess

Die fünf sind, glaube ich, ihre besten Tänzer. Die hatten einen Tanz nach dem anderen… Schon traurig...

Die Blonde hinten rechts ist Alys (die Lehrerin), die Rothaarige hinten links ist ihre Schwester Franky

Die restliche Zeit hab ich bei den anderen Müttern verbracht und gewartet, dass der Tag endlich rum ist. Zur Abendvorstellung kam dann die ganze Familie und wir haben uns zusammen in den Zuschauerraum gesetzt und berieseln lassen. Ich denke mal alle Zuschauer waren Angehörige oder Freunde der Mitwirkenden, jemand anderes hätte dafür ganz sicher kein Geld ausgegeben, zumal die selbstgezeichneten Schwarz- Weiß- Plakate sicher nicht so große Aufmerksamkeit erregt haben, dass großartig viele etwas von der Show gewusst haben (die Schülervorstellung beschränkte sich auf 20 Zuschauer).

Alles in allem sehr traurig und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl gleich laut losschreien zu müssen…

Trotzdem hat der Anblick der Bühne und die ganze Theateratmosphäre eine Sehnsucht in mir ausgelöst, die fast mit Heimweh zu vergleichen war. Vielleicht gibt es ja eine ordentliche Ballettschule dort wo auch immer es mich innerhalb des nächsten Monats hin verschlägt…

Die momentane Situation zwischen den Eltern hat sich nur in soweit verändert, dass Angela so freundlich zu mir ist, wie noch nie. Dass das nicht ehrlich ist, ist mir natürlich klar, aber es erleichtert mir meine letzten zwei Wochen hier erheblich.

Übrigens hatte ich gestern mit der Nannyma ein längeres Telefonat geführt, in der ich ihr alles erklärt habe. Dass ich gehe und warum. Und sie meinte gleich, dass ich jederzeit und immer bei ihr willkommen wäre, auch nachdem ich hier ausgezogen bin. Also Laura, sollte es uns bei unserem Trip nach Whangarei verschlagen, werden wir dort unsere erste Tasse Tee bekommen :-)

Dann hab ich gerade mit der Nachbarin telefoniert (sie hatte mich gefragt, ob ich am Wochenende bei ihr babysitten könnte und mir jetzt Bescheid gegeben, dass ihre Mum jetzt wohl doch Zeit hat) und auch ihr hatte ich, weil es sich so ergeben hat, von meinem baldigen Gehen erzählt. Sie meinte auch, dass für mich dort jederzeit ein Bett stehen würde, ich solle bloß klingeln.

Das ist schon ein tolles Gefühl, dass das ganze nähere Umfeld von Angela und Darrell mich so unterstützt, sogar die eigene Familie steht auf meiner Seite.

Ganz viele, liebe Grüße,

Julia

Montag, 16. November 2009

For my Aunt Sharon =)

I´ll write this post in English. I excuse myself for all the possible mistakes I´ll knit in my text, but of course it´s not that fair, if I ignore you Sharon by writing in German the whole time (and all you other guys are perfectly able to understand English and if all else fails I´m pretty sure you have access to a dictionary!), so I´ll try my best to dispose this fact of once and for all, Sharon :-)

By the way it was my Nanas idea, so if anybody of you really have problems with this post, ask her to translate it for you!

So, well my weekend was absolutely marvelous! :-)

I spend it with a teacher I met in the children’s school. She and her family emigrated 15 years ago from Germany to New Zealand. Uschi (yeah poor woman) is such a nice person, I likes here from the very beginning on. She invented me to come to her place the first time we met which is now something around two month and a bit ago. She bolstered me right from the start and she was the one who told me I can stay with her whatever will happen in this odd family as well.

So, to satisfy the invitation, I planned to spend my weekend with the Scheibmair family.

It was a great adventure to get there, cause they´re really living in what is called “the middle of nowhere”. I needed almost one and a half hour to get there and sometimes I really thought I´m wrong , cause the street had been just a path and around me was bush and wilderness.

However after ages I arrived at their place and words can´t describe what I found there. It was awesome, absolutely outstanding! They bought a hill with all the land around it. And the edges of the hill are just beside the beach. On the top, of course, they built there house (Yes they built it, Werner, the husband (of course) planned and built the whole house by himself and the help of some books!). These pictures are not able to show you how it looked like in natural but they may give you an idea what I could feel when I stood there.




Sometimes, Uschi told me, dolpfhins loses their way into the bay.

Several minutes after I arrived, I met Werner and Felix. Felix is the youngest of their three children. He is 21 years old and lives in Auckland where he almost finished his studies by now. Both were working on a pool. Uschi and me let them doing their stuff and went to pick some fruits.

Mates, that was awesome! Oranges, Mandarins, Lemons and Lemonates (kind of a sweet lemon – tastes fantastic!). And of course we picked them directly from the trees!

As I already said they´re building a pool at the moment. And there went something wrong with the plaster so they have to pull it off to go on. And that is an annoying job I can tell you! And I can do that because, of course, I was not sitting around, doing nothing while they were working so hard. So I changed into working cloth and gumboots and hopped into the pool as well. At lunch time we had a awesome “Vesper”. By this time the daughter and her fiance arrived. Gundi is 28 years old and as nice as her family. Of course her fiance whose name is Daniel is nice too and blessed with a great humor. They are living not that far away from where I´m living at the moment and they offered me their place as well as whenever I fell to escape.

After the lunch we returned to the pool and worked there together until dinnertime. Gundi named the work “Pool slavery”, but it wasn´t that hard and all together we were talking a lot. So it was more fun than real work (although I still can feel my back and arms…).

With the beginning of the sunset we stopped working and started preparing dinner. Pizza shell be our dinner. But if you´re thinking now, that we just put a frozen “thing” into the oven are you completely mistaken!

We started with making our own flour by grading grain.




Then followed making the dough, let it rise, bring in the right shape,




put all the healthy stuff on it (Really, I enjoyed the weekend not just but a great part of it because of all the fresh veggies and fruits!).





In the meantime the men fired the oven (I donno the English translation, but in Germany it´s called “Steinofen” (Jap, Leute genau, ein richtiger Steinofen!!) and when it was the time they put the pizzas inside, let them bake for a while and got them out with the typical wooden scraper.





I think I don´t have to tell that this was an incredible, outstanding meal which I won´t forget in this times without any foodculture (I translated that word one by one from the german word, so Sharon, I hope you got, what I wanted to say..?!).

After enjoying that gorgeous dinner we sat down having a glass of vine, chatting and laughing in a german-english-mix. It was so cosy and familiar like it used to be at home.

Because of the quite hard day I was pretty exhausted and went to bed early. The next day I got up ´cause the sun heated the room I was sleeping in. It was the first time ever since I arrived in NZ that I wasn’t freezing while I stood up.

Then I had a fantastic breakfast with self made bread (with a real crust!!) and the marvelous view out of the sitting room. When I was finished I sat down with my book, reading the rest of my time there, not looking forward to drive “home”. But then it got time that I had to drive back into reality. I said goodbye, thank you and waved all the way down the hill until I lost the sight of them at the next corner. In my baggage a bag full of fresh picked fruits of Oranges, Mandarins and Lemonates :-)

So I refueled myself with energy for the following week in which hopefully I will get news from my agency. The best of course would be, if they present me the profile of a family (or two), but if that would take another week it would be more than ordinary.

The situation between the partens and me hast not changed. It´s still relaxed but odd. And of course all the things which never let me felt home so far still exist. But it´s ok, with a little bit of Gods help I´ll be out of here before December. So as you can see I´m all right, I will survive it and lucky me that I can take my time here as an experience and not as a waste of time.

Many thanks to all of you out there for supporting me and becalming me. It means a lot to me to know you all thinking of me! Lets cross fingers to get me soon in a friendlier area.

All of you take care, nice greetings,

Julia

Dienstag, 10. November 2009

Trennung mit gegenseitigem Einverständnis

Jetzt sollten eigentlich ein paar Zeilen folgen, wie absolut fantastisch mein Wochenende war. Aber es gibt aktuellere Neuigkeiten, die mein Wochenende komplett in den Schatten stellen.

Alles hat damit angefangen, dass ich Sonntag Abend nach Hause gekommen bin und Angela um ein gemeinsames Gespräch bat. Darin erklärte sie mir dann unter Tränen, dass ich große Fehler bei der Aufsicht ihrer Kinder mache. Dass man nie eine zweite Chance bekommt und dass sie nicht möchte, dass ich an ihren Kindern lerne, wie man auf Kinder aufpasst. Alles in allem war ein Gespräch (sehr friedlich, keine Angst), in dem heraus kam, dass Angela und Darrell noch nie so richtig zufrieden mit mir waren, sie hat teilweise Situationen heraus gegraben, die Wochen, teilweise Monate (und das will was heißen, bei gerade Mal drei Monaten Aufenthalt) zurück liegen. Zwischen den Zeilen und das hätte jeder Stockfisch bemerkt, lies sie durchscheinen, dass sie mich nicht mehr länger als Au- Pair haben wollen. Da sie es aber nicht einmal explizit erwähnt hat, hab ich sie direkt gefragt und sie meinte, sie müsse noch einmal darüber nachdenken, sie wolle keine emotional begründete Entscheidung treffen.

Jetzt hatte ich zwei Tage, um darüber nachzudenken. Natürlich bin ich nicht von deren Entscheidung abhängig, ich muss nicht warten, bis sie mir den Laufpass geben. Ich kann von allein entscheiden, zu gehen. Definitiv dafür sprach der Umstand, dass ich nach wie vor nicht wirklich glücklich gewesen bin hier. Nicht unglücklich, aber auch nicht glücklich.

Dagegen sprach, dass ich inzwischen ein soziales Nest um mich herum aufgebaut habe, sprich Freunde, oder solche die es werden könnten, gefunden habe. Menschen, die mir sogar recht wichtig geworden sind. Aber nun, sei es drum, alles in allem wäre ich hier nicht glücklich geworden. Ich hab mir etwas eingeredet, um mich selbst zu beruhigen und ich denke, was wieder ganz typisch für mich ist, ich wollte niemandem zur Last fallen und hab dafür auf mein eigenes Wohl verzichtet. Ganz sicher hätte ich mich mit der ganzen Situation hier arrangieren können, aber meine Mum hat mal gesagt, dass mein Aufenthalt hier kein Kompromiss sein kann. Und damit hat sie voll ins schwarze getroffen.

Nun werde ich also, und hoffentlich sehr bald, in eine neue Familie gehen und meine ersten drei, möglicherweise vier, Monate als Erfahrung abbuchen. Letztendlich werde ich in der neuen Familie einen leichteren Einstieg haben, weil ich bereits gelernt habe zu sprechen, auch wenn ich weiß, dass ich Fehler mache und die sich-daran-gewöhnen-auf-sich-allein-gestellt-zu-sein-Zeit ist auch schon vorüber. Nun liegt es an der neuen Familie, sich für mich zu entscheiden und dann heißt es bald nicht mehr „Julia in Whangarei“ (denn hier werd ich ganz sicher jeder bewerbenden Familie absagen, ich will Angela nicht zufällig im Supermarkt begegnen).

Bis dahin, ganz liebe Grüße (und macht euch bitte keine Sorgen, mir geht’s den Umständen entsprechend gut :P ), alles Liebe,

Julia

Dienstag, 3. November 2009

12 Stunden!

… Arbeiten hab ich gerade hinter mir. Mein Gott, mir geht’s schlecht. Das heißt eigentlich geht mir gar nichts mehr… Ich hab mich in den letzten drei Stunden nicht einmal hingesetzt, aber auch nicht einfach nur gestanden sondern bin von einem Ende des Hauses zum anderen, durch den Garten und um das Haus herum gelaufen oder gerannt, mehr als bloß „ein paar Mal“. Das bedeutet, ich spüre meine Füße jetzt nicht mehr. Meine Beine sind schwer wie Felsbrocken und mein Schädel dröhnt als hätte ich drei Tage lang gefeiert…

Aber bevor ihr mir hier Reden haltet, von wegen „Die zwei drei Stunden mehr, auf ein paar Kinder aufpassen, und immerhin will ich selbst welche haben …“

Wenn es bloß die normalen paar Kinder gewesen wären, wär auch alles in Ordnung gewesen. Aber zwischenzeitlich waren hier fünf Kinder, die ich füttern, beaufsichtigen und vom Streiten abhalten musste. Von Verletzungen wie aufgeschrammte Knie und blutenden Zehen will ich gar nicht erst anfangen :-) Naja und dieser Part hat mich dann doch schon ziemlich geschafft. Und dann hat Angela angerufen, sie kommt ein bisschen später, wenn sie zum Abendbrot (6 pm) noch nicht da ist, dann möchte ich doch bitte schon mal mit den Kindern anfangen (was die schlimmste halbe Stunde des ganzen Tages ist!), aber eigentlich geht sie sowieso davon aus, dass sie rechtzeitig da ist. Naja ok dacht ich, heute war ich sowieso mit Abendbrot kochen dran (nächster Stressfaktor!), und zum Glück hab ich Pie gemacht, da stehn die Kinder hier total drauf, da wird das schon klappen und alles drei werden brav essen. Naja aber die Rechnung hab ich ohne Dylan gemacht. Der ohne Mittagsschlaf so müde ist, dass ihn einfach alles und jeder ankotzt und er sich gegen alles und jeden stellt. Das Problem dabei ist, wenn aber Mittagschlaf macht, dann schläft er abends nicht ein und Angela und Darrell sind sauer auf mich, weil sie dann nicht zu ihrem Feierabend kommen. Also lass ich Dylan keinen Mittagschlaf haben und hatte dafür dann doppelten Stress beim Abendbrot (eigentlich schon den ganzen Tag, wenn ich es mir recht überlege…).

Naja eine dreiviertel Stunde später sind die Eltern dann endlich heim gekommen, bis dahin hab ich alle drei Kinder gefüttert gehabt und sogar auch schon Lämmer und Hühner (!!!). Die Küche war gemacht, alles pikobello. Und dann schneien die Eltern rein mit Tonnen von Einkauf herein (300 Dollar!) und stellen alles wieder voll. Naja immerhin konnte ich dann flüchten und meine Beine hoch legen. Hier sitz ich nun, schreib meinen Blog und spür meine Füße langsam wieder…

Gerade hat mir Frankie geschrieben, ob ich Lust hätte am Sonntag zum BBQ bei ihnen vorbei zu kommen. Klar hab ich. Und damit auch meinen ersten Programmpunkt fürs Wochenende. Und ich wollte Peter noch fragen, ob wir nicht jetzt langsam mal den versprochenen Kajakausflug machen wollen. Ich war nämlich immer noch nicht einmal am Strand – in der Stadt der hundert Strände!

So und weil ich so müde bin, werd ich jetzt noch ein wenig was lesen, dann meine allabendliche Tasse Tee genießen und dann ins Bett gehen. Morgen werde ich den Tag in der Stadt verbrinegn, weil ich ja nicht hier sein kann wenn … Da werd ich der örtlichen Bibliothek mal einen Besuch abstatten, mal sehen was Whangareis Bücherei so zu bieten hat :-)

Bis dahin, alles Liebe und viele Grüße,

Julia

Montag, 2. November 2009

Kurzer Zwischenbericht



Mein Sonntag war absolute Spitze. Ich hab mich nämlich mit der Schwester der Ballettlehrerin getroffen: Frankie ist 27, Snowboardlehrerin, studiert gerade (online) Kriminologie und lebt seit zwei Jahren immer in der Wintersaison in Österreich. Und deswegen spricht sie auch ein bisschen deutsch, was der Grund für unser Treffen war: Sie möchte nämlich nicht aus der Übung kommen und hatte, nachdem Alys (die Ballettlehrerin) von mir erzählt hat (aus welchem Grund auch immer sie das getan hat), gefragt, ob sie mit mir nicht mal einen Kaffee trinken gehen könnte. Also haben wir über Alys Nummern ausgetauscht und tadaa am Sonntag waren wir dann zum Lunch verabredet.

Frankie ist eine unglaublich lustige und quirlige Person, wir haben total viel miteinander gelacht und uns wirklich super verstanden. Sie hat mir auch ein ganz wunderbares, total schön gelegenes Café im Town Basin (dem einzigen schönen Fleck in der Industriestadt Whangarei) gezeigt. Danach sind wir noch einkaufen gegangen, was sehr lustig war, so war ich bisher noch nie shoppen: Weil Frankie ja eigentlich nur im Winter lebt, hat sie dem zufolge auch fast nur Winterklamotten. Ist ja auch logisch, sie braucht ja auch keine Sommerkleider. Nichts anderes hängt hier aber zur Zeit in den Schaufenstern. Warum sie denn dann shoppen gehen würde, hab ich sie gefragt. Es muss ja schon irgendwie sehr frustrierend sein, all die schönen Farben zu sehen, die Kleider in der Theorie zwar auch kaufen können aber in der Praxis eben so gut wie nie anziehen zu können.

„Man wird doch wohl mal träumen dürfen!“, gab sie mir als Antwort :-) Und tatsächlich macht sie das ziemlich oft in der Übergangszeit. Sie spaziert durch die Einkaufsstraßen (von denen es hier ja nur eine gibt) und träumt sich in den Sommer. Aber wer jetzt denkt „Mein Gott, da ist sie aber selbst schuld, sie kann ja auch nur eine Saison im Jahr arbeiten und dafür dann auch einmal pro Jahr den Sommer genießen, so wie jeder normale Mensch.“, naja der hat sie nicht so übers Snowboard fahren sprechen gehört, wie ich (klar hat das niemand von euch, aber ich meinte ja nur). Ihre Augen haben total zu leuchten angefangen, als sie davon gesprochen hat. Bald geht’s auch schon wieder los und sie fliegt nach Österreich ins Obergäu um dort wieder zu unterrichten. Aber bis dahin werden wir noch den ein oder anderen Kaffee trinken gehen :-)

Dann hab ich mir noch Turnschuhe gekauft, weil für mich ja am Donnerstag – tadaaaa – der Fußball losgeht :-) Ich hab zwar keine Ahnung davon, aber die haben mir alle versichert, dass das nicht schlimm ist, ich darf trotzdem spielen. Die wissen wahrscheinlich noch nicht, wie mutig das von ihnen war. Aber im Moment bin ich so froh, endlich wieder irgendeinen Sport machen zu dürfen, dass sie vorsichtshalber darauf noch nicht hingewiesen habe… Wünscht mir Glück, dass ich das nicht all zu sehr versemmel…

Und naja, dann gibt es nur noch eine Neuigkeit: Am Donnerstag wird die Tiefkühltruhe gefüllt. Aber vorläufig nur mit den Schafen, die Kühe haben wohl noch ein paar Wochen(!!)… Ich darf, Gott sei Dank, den Tag in der Stadt verbringen…

So, und jetzt muss ich schon wieder los und die Kinder einsammeln und dann zum Schwimmunterricht chauffieren.

Machts gut, alles Liebe und viel Grüße,

Julia