Montag, 23. November 2009

Und ich hab doch nicht alles falsch gemacht

Heute morgen hat Jess mich gefragt, ob ich wirklich in zwei Wochen gehen werde. Ich war ziemlich überrascht, ich hatte damit gerechnet, dass die Kinder es zwei, drei Tage vor meiner Abreise erfahren. Entsprechend strauchelnd hab ich auch auf die Frage „Warum?“ reagiert. „Ich würde weiter reisen wollen“, hab ich gesagt „weil ich ja nur ein Jahr Zeit hab, um das ganze Land zu sehen. Deswegen kann ich nicht so lange an einem Ort bleiben.“ Das haben sie akzeptiert. Ich hab ihnen nicht von den Schwierigkeiten zwischen ihren Eltern und mir erzählt und auch nicht, dass die Eltern mich nicht mehr haben wollen – das hätte ich in der Fremdsprache niemals nett ausdrücken können und das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist durch die Lebensweise sowieso schon belastet.

Am Nachmittag, als ich die Kinder aus der Schule abgeholt habe und in die normale Routine „Afternoon-Tea, homework, bath, dinner“ fallen wollte, wurde mir von Jess ein Strich durch die Rechnung gemacht: Vieles war sicher der Dramaqueen in Jessica zuzuschreiben, aber selbst die braucht ein bisschen Anschwung. Aus heiterem Himmel bricht sie in Trönen aus, schluchtzt und hickst und bekommt sich überhaupt nicht mehr ein. Ich kann sie auch nach einer Viertelstunden Dauerstreicheln nicht beruhigen. Sie würde mich so vermissen, sie will nicht, dass ich gehe, warum ich denn weg müsse, ob ich sie auch vermissen würde und und und… Auch wenn manches davon nicht echt war (und da bin ich mir sehr sicher, inzwischen kenne ich Jess recht gut), aber es hat mir in der Seele wehgetan sie so zu sehen. Als sie einigermaßen wieder da war, hat sie in ihrem Zimmer ein Blatt Papier für mich beschrieben:





Das soll mich immer an sie erinnern.

Daraufhin ist Joshua in sein Zimmer gerannt, wollte auch ein Papier beschreiben (Das musste (!) ich dann übernehmen, weil er das noch nicht kann. Deswegen davon kein Foto, ich hab ja den Abschiedsbrief für mich praktisch selbst geschrieben^^).

Dylan kam auch und wollte kuscheln und dabei sein. Dass wir nicht zum Essen gekommen sind, brauch ich wohl nicht zu erwähnen. Gott sei Dank ist Angela mitten ins Geschehen reingeplatzt, das hab ich ihr so richtig gegönnt, dass sie die wegen mir weinenden Kinder auf ihrem Höhepunkt gesehen hat >:)

Aber alles in allem tat mir das ganze einfach nur leid. Die Kinder haben wirklich schwer damit zu kämpfen, jemanden so schnell wieder gehen zu lassen, nachdem sie ihn gerade erst in ihr Leben gelassen haben. Wenn ich nicht selbst genau wüsste, wie es für so ein kleines Kind ist, sein Au- Pair gehen zu lassen (und dass man sich Jahre danach an nichts außer den schönen Momenten erinnert), hätte ich jetzt eine sehr unmenschliche Ansicht auf die erzieherische Seite des Au- Pair - Programms. Nichts desto trotz werd ich wohl mit meinem Weggehen drei kleine Kinderherzen brechen. Deswegen hab ich auch entschieden, die drei kleinen Flaschen mit Badeschaum, die ich bereits vor Wochen als Weihnachtsgeschenk geholt habe, hier zu lassen. Zunächst wollte ich abwarten in was für eine Familie ich komme (mit wie viel Kindern und welchen Geschlechtern), aber die drei hier können absolut nichts für die ganze Situation.

Übrigens hab ich die drei natürlich gleich ausgequetscht (unauffällig versteht sich natürlich, wie man Kinder eben so gegen die eigenen Eltern ausspielt). Demnach haben die Mains auch schon eine Nachfolgerin für mich: eine Schottin. Sie wird Ende Februar hier anfangen, weil Angela für die großen Sommerferien (Ja, richtig gehört: Sommerferien von Dezember bis Januar!) kein Au- Pair braucht (und damit auch nicht durchfüttern muss).

Ich bin nicht neidisch, dass sie schon einen Ersatz haben und ich nicht. Es braucht Zeit einen Fremden zu finden, mit dem man leben will. Ich hoffe sie haben dieses mal eine kluge Wahl getroffen, die Mains brauchen unbedingt wieder einen Typ Annelen, sonst enttäuschen sie das nächste Mädchen, dass voller Erwartungen nach Neuseeland kommt. Es ist nur schade um die Kinder, die definitiv etwas besseres verdient haben.

Viele, liebe Grüße,

Julia

1 Kommentar:

  1. die wollen doch nicht etwas einfach nur 2 Monate verpflegung sparen? das wär ja unglaublich dreist:-O

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