Sonntag, 31. Januar 2010

Auckland


Vorletzte Woche Dienstag bin ich in der größten Stadt Neuseelands angekommen und unser Wiedersehen war total klasse, es war, als ob nicht ein Tag seit dem Urlaub vergangen war. Wir sind uns in die Arme gefallen und konnten an die Campingwoche eins zu eins anknüpfen.

Weil für die Eltern ja ganz normaler Arbeitsalltag galt, sind wir Kinder nur mehr oder weniger durchs Haus gegurkt, ohne irgendwelche speziellen Pläne zu haben – bis Sinead auf die wunderbare Idee kam, shoppen zu fahren. Shoppen an sich ist ja eh schon eine ganz wunderbare Erfindung, aber ich hatte sogar eine Entschuldigung Geld auszugeben: Roberts jüngster Bruder wird im März heiraten und ich bin eingeladen. Ich muss also etwas Festlicheres besitzen.. Irgendwie.. Naja und was soll ich sagen, ich bin nun stolze Besitzerin eines wunderschönen Kleides und neuen Schuhen, alles zusammen für vierzig Dollar (zwanzig Euro) – vielen Dank an Sinead, der absoluten Schnäppchenjägerin!!

Weil wir nichts anderes zu tun hatten, hat Sinead angefangen meine Haare zu glätten. Hier in Neuseeland besitzt ,geschätzt, nur jede dritte Frau kein Glätteisen. So ziemlich jedes weibliche Wesen, das einem auf der Straße begegnet, hat schön glänzende, aalglatte Haare – Locken sind hier wirklich rar. Und weil ich mein Leben lang welche hatte, war ich mehr als begeistert davon, das mal aus zu probieren =)

Abends sind wir zu einem BBQ zu Freunden eingeladen gewesen. Das war auch total lustig. Die Freunde kommen nämlich aus Südafrika und Afrikaans ist ja ein bisschen deutschähnlich. Sie haben also den ganzen Abend mit mir in Afrikaans gesprochen, um zu sehen, ob ich irgendetwas verstehe. Zu fortgeschrittener Stunde wurde das dann immer weniger verständlich aber zunehmend lustiger..

Am Donnerstag bin ich mit Sinead zur Queenstreet gefahren, mit der Bahn. Das war total interessant, weil das System ganz anders funktioniert als in Deutschland: Man steigt ein und kauft dann erst seine Fahrkarte. Dafür fahren pro Anhänger zwei Angestellte mit, die dann, sobald der Zug angefahren ist, auf jeden Neueinsteiger zukommen und das Ticket verkaufen. Zwei Arbeiter pro Waggon klingt erst mal nach ganz schön vielen Arbeitsplätzen, aber eigentlich sind es nur zwei Waggons, der Zug ist also nicht sehr lang, jedenfalls kein Vergleich zu unseren Berliner Zügen^^

In der Bahn wird neben dem Verbot von heißen (!) Getränken und Füßen auf den Sitzen auch darauf hingewiesen, dass es im Zug auch nicht erlaubt ist, laute Musik zu hören, zu fluchen oder Drogen zu nehmen =)




Nach etwa einer halben Stunde Fahrt sind wir direkt an der Queenstreet heraus gekommen. Die Queenstreet ist vergleichbar mit der „Straße unter den Linden“. Das war an sich nicht besonders spannend, eben eine kunterbunte Straße mit hohen Gebäuden, vielen Menschen und Läden.
















Beim Chinesen haben wir geluncht und weil sie viel schneller fertig war mit dem Essen hab ich Sinead überredet die Postkarten an meine Familie zu schreiben – auf englisch natürlich. Das war unglaublich lustig, weil sie sich gar nicht mehr eingekriegt hat, dass sie an meine Familie schreiben durfte =)





Da das Wetter grau und gruselig war, haben wir den Trip hoch auf den Skytower auf später verschoben, wir hätten nur Wolken und trübes Licht gehabt. Tja und weil der Stadtkern Aucklands sich kaum von dem anderer Städte unterscheidet haben wir danach den Heimweg angetreten und den Tag mit DVDs ausklingen lassen.

Am Freitag haben wir wegen schlechtem Wetter mit dem Filmegucken da weiter gemacht, wo wir den Abend vorher aufgehört hatten. Aus lauter Langeweile hab ich versucht einen Hefezopf zu backen, weil das aber kräftig schief gegangen ist, hab ich die Katastrophe gar nicht erst fotografiert…

Am Samstag war das Wetter auch nicht so berauschend, aber es hatte zumindest aufgehört zu regnen und weil die Mädels es sich nicht zugetraut hatten, hatte Sandie (die Mum) angeboten, mit mir eine Rundfahrt im Auto zu machen. Weil ich keine Ahnung hatte, ob mir der Wettermensch wohl gesonnen war oder nicht, hab ich freudig zugestimmt. Und sowieso war das Wochenende die einzige Chance etwas mit Sandie zusammen zu machen weil sie ja unter der Woche arbeiten war.

Bei grauestem Grau haben wir uns also auf den Weg gemacht und ich hab Auckland in nicht ganz so schönen Farben zu sehen bekommen. Wir sind den Mt. Eden rauf – Aucklands größter Vulkan. Von da oben hatte man eine tolle Aussicht auf die Stadt und den Hafen.






Danach sind wir auch noch hoch auf den One- tree- hill. Weil aber vor ein paar Jahren ein paar Idioten in einer antimaori- Aktion den einzigen Baum, der es bei dem Wind und Wetter geschafft hat dort oben zu wachsen, abgehackt haben, müsste der Berg jetzt eigentlich No- tree- hill heißen. Dieser Name hat sich aber seltsamerweise nicht durchgesetzt…









Danach sind wir über die Harbourbridge nach Devonport gefahren, weil man von dort aus wohl am besten das typische Skylinefoto bekommt. Das haben wir auch – nur leider ohne Sonne…





Als wir an der Küste entlang gefahren sind, hat Sandie mir eine Insel gezeigt, die, egal von wo aus man sie betrachtet, nie ihre Form ändert, sie sieht immer gleich aus. Warum das so ist, hat man noch nicht heraus gefunden, es ist also eine Art ungeklärtes Geheimnis, das die Insel umgibt. Aufgrund dieses mystischen Faktes ist sie die Basis von vielen neuseeländischen Horror- und Gruselgeschichten.



Ein kleiner Running Gag war noch, dass wir an den verschiedensten Orten auf insgesamt fünf Brautpaare getroffen sind, die ihre Hochzeitsbilder haben machen lassen =)

Den Sonntag haben wir wegen absolut unmenschlichem Wetter wieder daheim verbracht. Wir haben Filme geguckt und ich hab Käspätzle gekocht. Hab ich leider vergessen zu fotografieren (die sahen wirklich gut aus) und nach dem Abendbrot war nicht ein Krümel mehr übrig. Aber in Deutschland weiß man ja normalerweise, wie die aussehen, hm?

Am Montag sind wir zu Kelly Tartons Unterwasserwelt gegangen. Bree, Coralies (20) beste Freundin, ist auch mitgekommen. An dem Tag gab es das Special „Fünf Dollar Eintritt für jeden“. Im nachhinein muss ich sagen, dass es sich für fünf Dollar absolut gelohnt hat, aber der Besuch ist keinen Cent mehr wert. Es gibt nur zwei „Schwimmbecken“ und ein Pinguingehege und das wars schon. Aber weil wir zu viert einfach so viel Spaß hatten, wurde uns trotzdem nicht langweilig =)







Am Dienstag bin ich mit Coralie und Jarryd ins Museum gefahren. Das Gebäude war wunderschön, wie ein gigantischer Tempel.



Und insgesamt war es sehr interessant – ich hätte nur gedacht, dass es mehr über Aucklands Geschichte und die Maorikultur gibt. Das Museum, haben sie mir hinterher erklärt, ist ein „war memoriel one“ – also eines zum Kriegsgedenken (dafür auch die Statue vor dem Gebäude). Aber wir mussten keinen Eintritt bezahlen, weil zur Zeit eine Aktion „freier Eintritt für Aucklander“ läuft und nur Coralie ihren Ausweiß vorzeigen musste, Jarryd und ich wurden nur freundlich durch die Absperrung gewunken =)

Am Mittwoch sind Sinead, Jarry und sein Freund Ethan mit mir in den Zoo gefahren – wie die Schneekönige haben die sich gefreut und mich schließlich angesteckt – Tiere sind doch was Tolles =) Naja aber die sehen in jedem Zoo der Welt gleich aus, also war es wieder einfach nur besonders, weil ich in Auckland und nicht daheim war.






Das Lustigste an dem Tag war dann aber nicht, dass die Affen ein riesen Theater gemacht oder dass der Kakadu mit uns gesprochen hat...








Ne, das Lustigste war, dass Jarryd und Ethan aufgrund der vielen vorbeigehenden deutschen Mädchen „Hallo, wie geht es dir?“ und „Wie ist dein Tag?“ auswendig lernen und danach auch benutzen wollten.






Und nachdem sie es wirklich hinbekommen haben, diese zwei Sätze aussprechen zu können, haben sie es doch tatsächlich fertig gebracht ein paar arme Sechzehnjährige aufzugabeln und in ein Gespräch zu verwickeln. Als sie sich dann nichts mehr zu sagen hatten, haben die Jungs mich gebeten sie noch ein wenig hinzuhalten und schließlich sogar noch um ein Foto zu bitten. Ich glaub die Mädels waren total überrumpelt und hatten eventuell sogar noch mit ihrem Jetlag zu kämpfen, sie sind zwei Tage vorher erst angekommen, aber sie haben zugestimmt und sich mit den total Verrückten ablichten lassen.




Ach so ja, und im Souvenirshop des Zoos wurde noch ausdrücklich darauf hingewiesen, die Stofftiere nicht zu reiten… =)




Am Donnerstag war dann endlich der Tag, an dem Sinead und ich erst hoch auf dem Skytower gehen würden und danach Coralie und ihre Freunde in der Stadt zum Clubben treffen würden. Wir haben uns also schon am Nachmittag fein heraus geputzt und haben uns dann mit der Bahn auf ins Stadtzentrum gemacht.


Leider haben wir den ersten Zug verpasst und so kam ich dann nur noch dazu Auckland bei Nacht und nicht mehr bei Tag zu fotografieren. Aber das hat mir einmal oben nichts mehr ausgemacht – es war so beeindruckend, dass ich die Tagbilder vollkommen vergessen habe. In Neuseeland hat man ja unendlich Platz, daher gibt es auch kaum Hochhäuser und sehr viele Einfamilienhäuser mitten in der Stadt, deswegen ist Auckland auch so groß. Zu unseren Füße erstreckte sich also ein leuchtender Teppich aus Lichtern bis hin zum Horizont, es war wirklich unglaublich.








Um zehn schließt die Aussichtskugel des Skytowers, zu früh um Tanzen zu gehen, deshalb haben Sinead und ich uns noch mit Livemusik in die Bar am Fuß des Skytowers gesetzt und das Angebot des Tages getrunken: Ein Glas Merlot für fünf Dollar, wenigstens hat der richtig gut geschmeckt =)




Um elf haben wir dann schließlich zwei Freundinnen von Sinead plus Coralie und Bree getroffen. Alles Folgende beinhaltet laute Musik, ein paar Drinks, viele Bekanntschaften und hupende Autos auf der Queenstreet. Gegen zwei hab ich meine Füße nicht mehr gespürt und die anderen hatten Gott sei Dank auch genug. Sandie ist uns abholen gekommen und wir sind alle todmüde ins Bett gefallen.

Am Freitag Abend sollte es wieder zurück nach Whangarei gehen, kein Grund den Tag mit sinnlosem packen zu verschwenden, endlich hat sich die Sonne mal ab und an blicken lassen. Ich bin mit Coralie zu den Botanischen Gärten gefahren.





Dort gibt es zur Zeit eine Ausstellung von den größten, noch lebenden, neuseeländischen Künstlern: Stoneleigh Sclupture in the Gardens. Und es war wie mit jeder anderen Kunst auch, bei einigen Skulpturen konnte man den künstlerischen Wert einfach nicht erkennen…














Aber auch dieser Tag ist viel zu schnell herum gegangen und es war zeit sich zu verabschieden. Gegen acht sind Sandie und ich dann Richtung Whangarei aufgebrochen und gegen elf hat sie mich bei Donkers abgesetzt.

Es war einerseits sehr, sehr traurig Bicknells zu verlassen, ich fühl mich wirklich unglaublich wohl bei ihnen. Auf der anderen Seite hab ich mich total gefreut wieder „zu Hause“ zu sein. Mir ist es in meiner Abwesenheit gar nicht aufgefallen, aber mir hat die Familie wirklich gefehlt – ein sehr gutes Zeichen =)

Alles in allem war es ein absolut fantastischer Urlaub und ich bin Familie Bicknell unheimlich dankbar, dass sie mir so viel gezeigt und ermöglicht haben.

Hier wird es ab morgen eine große Veränderung geben – ich werde ab morgen anfangen für Donkers zu arbeiten. An sich wird sich aber nicht viel ändern, nur dass ich jetzt zusätzlich zur Hausarbeit auch noch Ella jeden Tag vom Kindergarten und Tylor von der Schule abholen werde. Aber darauf freu ich mich schon richtig – ich hab hier unheimlich Spaß am Autofahren =)

Ich schick euch ganz viele Sonnenstrahlen und Wärme,

Julia

5 Kommentare:

  1. Also es tut mir leid, das jetzt sagen zu müssen, aber ich hab wirklich noch niemals Käsespätzle gesehen ^^ Vielleicht kannst du mich mal bekochen, wenn wir uns wieder sehen, damit ich auch mal was typisch Deutsches zu beißen kriege ;)

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  2. Na, na Konsti, das darf ja wohl nicht wahr sein! Da hast du aber ganz schön was verpasst du! Klar koch ich dir die mal, setz ich gleich auf meine back- in- Germany- 2do- Liste =)

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  3. huhu Süße :)
    Also eeeeerstmal möcht ich loswerden, dass du in deinem Kleid echt superhübsch aussíehst :) Steht dir echt gut!

    Zweitens steht die Harbour-Bridge hier bei mir in Sydney *hihi*

    Und drittens komme ich dann bitte auch zum Käsespätzle essen ;) Ich ess die nämlich auch unheimlich gern!

    Also Süße, schön zu sehn'n dass es dir jetzt auch endlich echt gut geht!
    Ich wünsch dir das beste!

    Liebste Grüße von nur ein paar Stunden Zeitverschiebung.

    Deine Pinki

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  4. hey chulia,

    man man, da haste ja wieder was erlebt:) hätte ja niemals erwartet, dass auckland tatsächlich so groß ist und so viel zu bieten hat! freut mich wenn's dir gefallen hat, wie unschwer im fahrstuhl zu erkennen ist;), den ich übrigens ganz schön gruselig gefunden hätte.
    ach ja, ich glaube du musst dann nen riesentopf käsespätzle machen, ich könnte mich da reinlegen, mjam:)

    also alles liebe und viel sonne und nicht 50cm schnee:o hugs christian

    p.s. das kleid und die glatten haare stehn dir WIRKLICH ausgezeichnet!

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  5. Liebste Pinki,

    DIE Harbour Bridge - da hast du vollkommen Recht - steht in Sydney. Aber scheinbar hat der Name kein Copyright, denn in Auckland steht tatsächlich die "Auckland Harbour Bridge", das kannst du sogar bei Wikipedia nachlesen ;-)

    liebe Grüße <3

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