Mittwoch, 14. April 2010

Die letzte Etappe

Am 10. (Samstag) haben wir uns ganz früh auf den Weg nach Kaikoura gemacht. Kaikoura ist in Neuseeland DER Ort, um Robben, Delfine und Wale zu sehen. Letztere waren Omis einziger have-to-do- Punkt auf unserer have- to- do- Liste.


Da es in Berichten überall gehießen hatte: „Nehmt euch ja was gegen Übelkeit mit!!“, hatten Mutti und Omi sich noch in Deutschland mit Reisetabletten und -kaugummis eingedeckt. Aber wie schon den ganzen bisherigen Urlaub schickte uns der Wettergott die schönsten Sonnenstrahlen nach unten und das Meer war so ruhig, dass man sich darin spiegeln konnte.

Nach kurzem saftey- Video hat uns ein Shuttlebus zum Hafen gefahren und wir sind aufs Schiff zur Crew geklettert, die aus Captain, „Tiersucher und-finder“ und der „Moderatorin“ bestand. Wir ergatterten einen Fensterplatz, die Crew wurde vorgestellt und ab ging die Post zu dem Ort „wo wir Tiaki zum letzten Mal gesehen haben“. Tiaki ist ein Buckelwal, den sie vor zwölf Jahren entdeckt und seitdem immer wieder beobachtet haben. Weder füttern sie die Tiere in ihrer Umgebung noch stehen sie in irgend einem anderen Kontakt mit ihnen (Dressur oder Computerchips). So kann es auch passieren, dass eine Gruppe nicht einen einzigen Wal zu Gesicht bekommt. Das hätte dann eine Geldrückerstattung von achtzig Prozent zur Folge. Aber wir haben Wale gesehen. Also gab´s kein Geld zurück. Musste auch nicht sein, dieser Ausflug war jeden Cent wert. Ich war bisher kein großer Fan von Walen. Ich mochte immer die Delfine mehr, die herumtollen und Loopings springen und aussehen, als würden sie ein Dauerlächeln auf den Lippen tragen. Aber jetzt mag ich Wale genauso sehr. Vielleicht auf eine andere Art und Weise. Wale beeindrucken durch Größe und Ruhe. Sie strahlen so eine Macht aus, dass es anfängt zu kribbeln unter der Haut.




Nach ungefähr fünfzehn Minuten, die der Wal einfach nur an der Oberfläche treibt (und Atem schöpft), taucht er wieder hinab in die Tiefe, wo er die nächste Dreiviertelstunde bleiben und jagen wird. Die längste gemessene Zeit, die ein Buckelwal je unter Wasser war, betrug zwei Stunden und siebzehn Minuten. Während jene zwei Sekunden, die er braucht um abzutauchen, die spannendsten sind: zuerst sieht man den Rücken entlang gleiten bis sich schließlich die wunderschöne Schwanzflosse aus dem Wasser hebt, im Bogen herumgeschwenkt wird und dann durch die Wasseroberfläche abtaucht.



















Zurück bleibt ein sogenannter „Fußabdruck“ – ein spiegelglattes Oval auf der Wasseroberfläche.



Nach dem Wal- Zauber sind wir weitergefahren, um ein paar Delfine zu sehen. Unsere Moderatorin hat alle zum Mitsuchen aufgefordert, „damit uns nichts durch die Lappen geht“. Einer hat dann gleich gemeint „Da hinten sind ein, zwei“ und sie antworte „Wir suchen aber nicht ein oder zwei, wir suchen ein- oder zweihundert!“ und strahlte in an, ein Raunen ging durch die Menge. Nicht lang und wir fanden ein- oder zweihundert. Zu sehen als ein Million Spritzer in der Ferne. Kaum hatten wir sie erreicht, waren sie überall. Sie tauchten unterm Bott durch, sprangen entlang der Reling und freuten sich des Lebens.







Nach ungefähr fünfzehn Minuten meinte „die Moderatorin“ , wir möchten doch bitte die letzten Fotos machen, der Captain würde dann weiterfahren. Während also beim ersten Halt der Wal den Takt vorgegeben hatte und der Zauber endete, als er beschloss abzutauchen, musste beim zweiten Halt der Captain nach so und so vielen Minuten den Stopp beenden, weil die Delfine wohl nicht von allein weitergezogen wären. Soviel zur Geselligkeit der beiden Arten. Nach den Delfinen sind wir zu einem weiteren Wal gefahren. Auch er hat sich Zeit gelassen. Atem geschöpft. Wasserfontänen geblasen. Bis er seinen letzten Atemzug machte und sich majestätisch Richtung Meeresboden gleiten ließ.

Weiter ging es zu einer Stelle wo sie eineinhalb Stunden zuvor sehr seltene Delfine gesehen haben: Hector- Delfine. Er lebt nur in den Küstengewässern Neuseelands und es gibt wohl nur noch um die 700. Er ist der kleinste Delfin (bis zu einem Meter nur lang) und hat eine charakteristische Finne in Form eines Mickey Maus Ohrs.



Nach den Delfinen sind wir noch zu einem Felsen gefahren, auf dem geschätzte mehrere Hundert Robben sich gesonnt haben (Ja, der Felsen war ein bisschen größer). Er ist eine der wenigen permanenten Brutstädten der Robben und daher ideal um auch mal Babys zu Gesicht zu bekommen. Aber nur zur richtigen Zeit des Jahres versteht sich. Die war nicht jetzt. Wir haben nur große Tiere gesehen. Aber das war nicht schlimm, wir kamen trotzdem auf unsere Kosten (Hunderte!!).





Danach sind wir wieder zurück zum Hafen gefahren, in den Bus gestiegen und zur Station zurückgekehrt. Ab ins Auto und die dreistündige Fahrt zurück nach Christchurch. Wir konnten gar nicht so richtig fassen, was wir erlebt hatten – man muss dabei gewesen sein, um es richtig zu verstehen, denn es gibt keine passenden Worte um es zu beschreiben (Vielleicht haben die Bilder einen kleinen Einblick verschafft. Falls ja, dann multipliziert es mit eintausend, dann bekommt ihr eine Idee).

Am nächsten Morgen sind wir um sechs aufgestanden, um sieben zum Flughafen, um acht haben wir das Mietauto abgegeben und um neun sind wir nach Wellington geflogen. Das war unser Abschied von der Südinsel. In Wellington angekommen, haben wir unser Auto vom permanent Parkplatz abgeholt, haben noch ein, zwei Stunden in Wellington verbracht und ein bisschen Sightseeing gemacht und sind dann nach Ohakune gefahren. Ohakune ist ein winzig kleines Ministädtchen am Tongariro Nationalpark. Der ist nach dem riesigen Vulkan Tongariro benannt, der in mitten den ganzen Feldern, Wiesen und Wäldern residiert. In Oahkune haben wir übernachtet und sind am nächsten Morgen nach Hamilton gefahren, der angeblich viertgrößten Stadt Neuseelands. Um fünf sind wir angekommen, an einem Montag, und es hatte kaum noch ein Geschäft offen, beziehungsweise machten die letzten gerade zu. Und da Hamilton nicht wirklich ein Touristenort ist, war die einzige Beschäftigung, die uns blieb, Kartenspielen. Das haben wir auch gemacht. Und Karten geschrieben. Und ein bisschen Ferngeguckt.

Am nächsten Morgen sind wir nach Whangarei gefahren, zum Tschüss sagen und die erste Etappe des Packens zu wagen. Whangarei hatte sich nicht verändert und war immer noch nicht sonderlich spektakulär. Allerdings hab ich gemerkt, wie sehr mir die Donkerresidenz ans Herz gewachsen ist. In dem Moment als ich zur Tür hinein kam, wurde mir bewusst, dass ich vor Muttis und Omis Abreise keine Nagst haben muss. Der Tag an dem ICH Neuseeland verlasse, der wird schlimm. Und das ist ja auch schon in ungefähr vier Monaten. Das Jahr ging so schnell herum, ich kann gar nicht glauben, was mir hier alles passiert ist…

Gestern (Mittwoch) hatten wir einen deutschen Abend. Omi hat Bratkartoffeln und Frikadellen gekocht und wir haben Wein getrunken. Und ganz viel geredet und es war total lustig. Es wurde immer lustiger, je leerer die Weinflaschen wurden, aber vielleicht empfinde auch nur ich das so, ich hab nämlich den meisten Wein getrunken… Weil Kim und Robert heute ja arbeiten müssen, haben sie gestern Abend schon Tschüss gesagt und obwohl sie sich nur ein paar Tage kennen, gab es Tränen. Meine beiden Familien. Schön war das. Und Traurig. Aber Donkers haben sich fest vorgenommen in ein paar Jahren, wenn Ella alt genug ist, eine Europareise zu machen. Dann wollen sie Kims Vater in Holland und ihre deutsche Tochter besuchen kommen. Haben sie gesagt. Wir werden sehen. Ich werde warten.

Jetzt sind die Koffer gepackt und wir fertig um unsere letzte Etappe in den Angriff zu nehmen: heute stürmen wir Auckland. Und dann in eineinhalb Tagen ist alles schon vorbei und ich bin wieder allein. Also nicht ganz. Ich hab ja jetzt eine neue Familie. Meine Kiwifamilie =)

Ganz viele, liebe Grüße,

Julia

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